Seit 2022 finden in Hasbergen nahe Osnabrück regelmäßig Wanderungen statt, die von einer Vorfeldorganisation des Königreich Deutschland (KRD) veranstaltet werden. Die Recherche Nord hat einige dieser Wanderungen dokumentiert und veröffentlicht. Hier findet sich nun eine Auswahl dieser Aufnahmen. Es handelt sich um die sogenannte „Regionalstelle Münster/Osnabrück“ der Vorfeldorganisation „Leucht-Turm“. Die Wanderungen, die über Telegram beworben werden, dienen dazu, Menschen für das Königreich Deutschland zu gewinnen und diese an sich zu binden, auch Kinder waren bei den Wanderungen anwesend.
Immer wieder gerät die Reichsbürger-Szene medial in den Fokus. Diverse Berichte der letzten Jahre befassen sich mit Reichsbürger*innen, die etwa bei Behörden auffallen oder sich weigern, Steuern zu zahlen. Auch die Razzia in Espelkamp bei einem mutmaßlichen Anhänger der Reichsbürger-Szene im Juni 2024, bei der neben Marihuana-Pflanzen auch Waffen und rund 900 Schuss Munition entdeckt wurden, sorgte für Aufsehen.
Reichsbürger-Wanderungen in Hasbergen
Die Organisator*innen der dokumentierten Wanderungen waren Holger Wiese und Britta Vogelberg. Holger Wiese war bis vor einigen Jahren Inhaber einer Kampfsportschule in Düsseldorf. Im Impressum auf der noch existierenden Website sind der Name Holger Wiese und eine Adresse aus Wallenhorst angegeben.
Die Kampfsportschule wird laut der Recherche Nord seit der Corona-Pandemie jedoch von einem ehemaligen Schüler von Wiese, Kevin Mender, unter anderem Namen weiter betrieben. Es besteht auch hier ein direkter Zusammenhang zum „Königreich Deutschland“ – auf der Website findet sich der Vermerk „Für An- und Zugehörige im KRD“, als Hauptsitz ist das „Königreich Deutschland“ angegeben. Im Mai urteilte das Oberlandesgericht, dass dies nicht zulässig sei. Holger Wiese tritt außerdem als Redner für das KRD auf, er gibt etwa Seminare zum Thema „Systemausstieg“. Seminare des Königreich Deutschland wurden in der Vergangenheit auch im Raum Osnabrück bei Telegram und auf den Websites beworben.
Auffällig ist, dass bei den dokumentierten Wanderungen in Hasbergen auch Kinder und ein Säugling anwesend waren. In der Reichsbürger-Szene spielt die Indoktrination von Kindern grundsätzlich eine große Rolle. Der Bayrische Rundfunk hat vor kurzem eine Recherche zu diesem Thema veröffentlicht. Laut BR seien auch dem Landesamt für Verfassungsschutz in Niedersachsen Fälle bekannt, in denen Reichsbürger*innen sich der Ausstellung von Geburtsdokumenten für ihre Kinder entziehen wollten.
Immer wieder kommt es bundesweit zu Fällen, in denen Reichsbürger*innen versuchen, die Schulpflicht für ihre Kinder zu umgehen. In den sektenähnlichen Strukturen findet bewusst eine Abschottung der Kinder statt, wodurch das Kindeswohl gefährdet wird, wenn Kinder isoliert und womöglich sogar ohne Staatsangehörigkeit oder Krankenversicherung aufwachsen.
Die dokumentierten Wanderungen in Hasbergen starteten am Wanderparkplatz „Roter Berg“. Es nahmen zuletzt 10-20 Personen teil, die Stimmung unter denn Teilnehmer*innen wirkt sichtlich vertraut. Seit der letzten Wanderung am 30. Juni 2024 sollen die Wanderungen nun künftig an jedem letzten Sonntag im Monat stattfinden, für den Juli wird eine Wanderung in Damme über Telegram beworben.
Auf den Bildern der Recherche Nord ist auch ein Mann zu erkennen, der sich als langjähriger Inhaber eines Spielwarengeschäfts in Bramsche lokal einen Namen machte. Bernd T. war Vorsitzender des „Fördervereins Freundliches Bramsche e.V.“ und wird dort aktuell laut Website als Ehrenvorsitzender geführt. Auch die NOZ berichtete in der Vergangenheit über ihn und sein Engagement.
Alle Bilder der Recherche Nord zu den Wanderungen in Hasbergen finden sich hier.
Auch für den Raum Hamburg gab es beim „Hamburger Bündnis gegen rechts“ jüngst eine umfangreiche Recherche-Veröffentlichung zum Königreich Deutschland und dortigen Wanderungen und Seminaren.
Am 14. Juni 2023 veranstaltete der Ortsverband Osnabrück-Stadt der Alternative für Deutschland ihren sogenannten Infoabend im Restaurant PontosPark Osnabrück. Es fanden in diesem Jahr schon mehrfach Veranstaltungen der AfD Osnabrück im PontosPark statt.
Bereits 2018 wurde darauf aufmerksam gemacht, dass die AfD im PontosPark Veranstaltungen abhält. Nachdem die Information publik wurde und das Restaurant dadurch öffentliche Kritik erhielt, fanden dort keine weiteren Veranstaltungen mehr statt. Die AfD gefiel sich daraufhin in einer Opferrolle und beklagte, keine Räume für ihre Veranstaltungen mehr zu bekommen. Als Folge organisierte sie öffentliche Stammtische in Osnabrück, die mit einem breiten Gegenprotest beantwortet wurden.
Nun ist offensichtlich, dass die AfD im PontosPark erneut Veranstaltungen organisieren kann. Auf Facebook teilt sie Einladungen zu ihrem 3. Infoabend mit einem Bild, auf dem Gastredner Thorsten Moriße und Florian Meyer in Räumlichkeiten des PontosPark inklusive AfD Aufsteller zu sehen sind.
Im Folgenden werden Teilnehmer*innen des Infoabends dokumentiert.
Zu Klaas Meyer und weiteren Mitgliedern der AfD Osnabrück gab es bereits eine Veröffentlichung. Klaas Meyer ist mittlerweile stellvertretender Kreisverbandsvorsitzender in Osnabrück und weiterhin Schriftführer des Ortsverbandes Osnabrücker Land-Nord.
Zu weiteren Mitgliedern, u.a. Jens Baumann, finden sich hier weitere Informationen und Einschätzungen.
In den vergangenen Tagen erschienen einige Artikel in der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ), die sich größtenteils unkritisch mit den Kandidaten der AfD Osnabrück beschäftigen. Diesen boten die Darstellungen eine gute Wahlkampf-Plattform. Wir möchten an dieser Stelle speziell zwei Sachverhalte herausstellen, die unserer Meinung nach berichtenswert sind und die AfD Osnabrück als das darstellen, was sie sind: Eine Partei der extremen Rechten.
1. Marcel Queckemeyer – ein Faschistenfreund
Anfang 2021 hat Marcel Queckemeyers Bestreben nach Parteikarriere so richtig Fahrt aufgenommen. Er versucht erfolgreich, sich auf Landesebene unentbehrlich zu machen. Bereits im August 2020 war Queckemeyer auf AfD-Veranstaltungen unterwegs und traf dort auf dem Sommerfest des AfD-Kreisverbandes Northeim auf Björn Höcke. Von diesem ist er so angetan, dass er sich direkt mit ihm ablichten lässt und dies am 23.08.2020 auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht. Mittlerweile ist dieses Foto dort nicht mehr zu finden. Davon distanziert hat er sich nie.
Bezüglich Corona ließ er sich von den Stimmungsschwankungen der AfD mitziehen. Aus dem Motto „Corona gemeinsam meistern – wir bleiben zuhause!“ auf seinem Facebook-Profilbild wurde ganz schnell ein „Lockdown-Wahnsinn beenden – Freiheit für unser Land“ und eine mehrfache Durchführung von AfD-Kundgebungen gegen Corona-Maßnahmen in Hannover.
2. Die Fortführung der Jungen Alternative (JA) Niedersachsen
Die Jugendorganisation der AfD, die Junge Alternative (JA) Niedersachsen war 2018 aufgelöst worden, nachdem eine Beobachtung durch den Verfassungsschutz öffentlich geworden war. Dies geschah durch den Bundesverband der JA auf einem JA-Bundeskongress in Barsinghausen.
Im April 2021 wurde die JA Niedersachsen vom AfD-Landesverband gegründet und unter der Führung von Rebecca Seidler und mit Beteiligung des Osnabrückers Adrian Maxhuni ein neuer Vorstand gewählt.
Nun wurde am 28.05.2022 auf dem AfD-Landesparteitag in Hannover beschlossen, dass der Landesverband der Mutterpartei die JA-Neugründung nicht anerkennt. Maxhuni warf dem Initiator Klaus Wichmann (MdL) vor, er mache die JA Niedersachsen für die Beobachtung des AfD Landesverbands Niedersachsen durch den VS verantwortlich.
Diese Loslösung bzw. Nicht-Anerkennung der JA Niedersachsen scheint allerdings den AfD-Kreisverband Osnabrück um Marcel Queckemeyer und Adrian Maxhuni in keinster Weise daran zu hindern, dessen Tätigkeiten ungehindert fortzuführen. Man könnte also meinen, dass sie sich über den Beschluss auf dem Landesparteitag hinwegsetzen und die Aktivitäten ungehindert fortführen wollen.
Dies zeigt sich unter anderem darin, dass unter Federführung von Maxhuni und Queckemeyer zahlreiche Veranstaltungen unter dem JA-Label stattfinden, wobei manchmal schwierig zu trennen ist, ob die Veranstaltung jetzt von der AfD oder der JA durchgeführt wird. Queckemeyer macht sich den Jugendverband aber für seinen eigenen Wahlkampf reichlich zunutze. Unter Ankündigung eines „JA-Wahlkampfwochenendes in Niedersachsen“ lädt er nach Osnabrück ein und ködert mit einem Vortrag von Maximilian Krah (MdEP) am Freitag Abend und einem Grillbüffet am Samstag Abend, was vom „von der JA unterstützten Direktkandidaten“ und „Fördermitglied der JA“, Marcel Queckemeyer, höchstpersönlich ausgerichtet wird. Tagsüber sollen dann in Kleingruppen Wahlplakate aufgehangen und Flyer verteilt werden.
Eine Auflistung weiterer Artikel zur Osnabrücker AfD:
Ein Rückblick auf das aus Corona-Leugner:innen-Kreisen organisierte Mega-Event am 18.06.2022 – welches dann doch nicht so mega wurde.
Zum 18.06.2022 organisierten die Corona-Leugner:innen und Verschwöhrungsanhänger:innen rund um die Telegram-Gruppe „Grundrechte Osnabrück“ (2500 Mitglieder, Stand 06.Juli 2022) ein Groß-Event: Es sollte mal etwas anderes werden, neben der wöchentlichen Selbstbespaßung, auch als „Demonstration um den Wall“ bekannt. Die Organisator:innen sind die gleichen wie seit einigen Monaten, man merkt aber offensichtlich, dass diese wöchentlichen Aktionen nicht mehr wirklich zünden.
Dem sollte nun ein neues, größeres Konzept Abhilfe schaffen: Zusätzlich zu dem Spaziergang um die Innenstadt wurden überregionale Strukturen nachdrücklich eingeladen und verschwörungsideologische „Szene-Acts“ für einen Auftritt gewonnen. Ob es jetzt ein Straßenfest, eine Kundgebung oder eine Demonstration werden sollte, stand lange nicht fest. Die NOZ berichtete (Bezahlschranke).
Wir möchten uns die Veranstaltung und ihre Teilnehmer:innen rückblickend noch einmal genauer anschauen:
Grundsätzlich bestand die Menge der Teilnehmer:innen aus einem Sammelsurium aus dem, was die verschwörungsideologische Szene gerade so zu bieten hat. Mit 600 teilnehmenden Personen blieb die Veranstaltung deutlich unter den erhofften 2000-3000.
Einer der Teilnehmer zeigte während der Veranstaltung unübersehbar und ungehindert einen Hitlergruß – eine strafrechtliche Verfolgung ist uns bisher nicht bekannt.
An der Veranstaltung nahm außerdem ein Pärchen teil, was eindeutig völkische Runen und andere germanische Symbole als Tattoos präsentierte:
Einige der Teilnehmer:innen waren extra aus umliegenden Regionen angereist:
Drei besonders auffällige Teilnehmer der Demonstration:
Weitere Teilnehmer:innen zeigten ihre Ideologie und ihren Verschwörungsglauben durch überwiegend selbstgebastelte Plakate.
Weitere bereits bekannte, regelmäßige Teilnehmer:innen der Demonstrationen:
Einige Teilnehmer:innen zeigten zudem ihre Zugehörigkeit zu „Die Basis“, „Christen im Widerstand“, „Studenten stehen auf“, der AfD u.a.
Die Veranstaltung war zwar besser besucht als die Demonstrationen die Wochen und Monate vorher, als Erfolg kann das Ganze aber trotzdem nicht verbucht werden. Trotz massiver externer Anreise konnten die erwartete Teilnehmer:innenzahl nicht erreicht werden. Diejenigen aber, die dafür teilweise extra aus den umliegenden Regionen angereist waren, zeigten ihren Hang zu Verschwörungsideologien, rechten Positionen und ihre Offenheit für Neonazi-Symbolik und -Gesten mehr als deutlich. In Osnabrück hat sich wieder deutlich gezeigt, was wohl als „rechtsoffene Mischszene“ bezeichnet werden kann.
Wir werfen an dieser Stelle einen Blick auf die Osnabrücker AfD und ihre Betätigung in diesem Feld. Weitere Infos zu vielen der erwähnten Personen finden sich außerdem in diesem Artikel.
Auf Landesebene beteiligt sich Marcel Queckemeyer, Vorstand des AfD Ortsverbandes Osnabrücker Land Nord und Schriftführer der AfD Osnabrück, seit längerem bereits an Protesten gegen die Corona-Maßnahmen. Queckemeyer tritt dabei auch als Initiator auf und ist an der Organisation beteiligt.
Am 05.09.2021 nahm Queckemeyer an einer Kundgebung der AfD gegen die Impfpflicht in Hannover teil. Unter dem Motto „Schluss mit dem 2G Diktat“ hatte er als Mitinitiator landesweit zu der Veranstaltung eingeladen. Auch am 18.12.2021 nahm er in Hannover an der AfD-Kundgebung „Schluss mit dem 2G Irrsinn“ teil.
Anwesend waren bei den Kundgebungen der AfD in Hannover auch Adrian Maxhuni, Sascha Schrader, Klaas Meyer und weitere Mitglieder der AfD Osnabrück. Maxhuni leitet die AfD Fraktion im Rat der Samtgemeinde Bersenbrück, ist stellvertretender Vorsitzener der AfD Osnabrück und ist bestrebt, den vom Verfassungsschutz beobachteten Landesverband der Jungen Alternative neu aufzustellen.
Sascha Schrader ist ebenfalls reger Teilnehmer in Hannover, hier am 05.03.2022 bei der Kundgebung „Gesund ohne Zwang“. Schrader trittin Georgsmarienhütte als Kandidat bei der Landtagswahl an.
Auch wenn lokale Kundgebungen der AfD in Osnabrück keinen Erfolg vorweisen konnten, beteiligen sich Mitglieder an den Demonstrationen der Pandemieleugner*innen vor Ort. Auffallend ist, dass einige Mitglieder in Hannover regelmäßig vorstellig werden, während andere nur in Osnabrück auftauchen. Der Versuch, am 19.01.2022 eine eigene Mahnwache am Osnabrücker Rathaus zu veranstalten, scheiterte kläglich. Nur etwa zwei Dutzend Teilnehmer*innen nahmen an der Veranstaltung teil. Anmelder war Sascha Schrader, als verantwortliche Person wurde Queckemeyer benannt.
Lediglich zu Beginn der Versammlungen der Pandemieleugner*innen im Jahr 2020 waren Jens Baumann und Marcel Queckemeyer bei Osnabrücker Kundgebungen zu sehen. Auch dabei war Matthias Linderkamp, ehemaliger Kreisvorsitzender der AfD Osnabrück.
Alan Doetzel ist vorallem in entsprechenden Telegram Chats aktiv und tritt regelmäßig als Teilnehmer bei den Demos auf. Gemeinsam mit dem ehemaligen Vorsitzenden Florian Meyer filmte er eine Demonstration der lokalen Pandemieleugner*innen für Riko TV. Zur angekündigten Veröffentlichung kam es leider nie.
Ein weiteres, in diesem Zusammenhang auftretendes aktives Mitglied der AfD Osnabrück ist Alexander Garder. Dieser ist ebenfalls in den Telegram-Chats der Pandemieleugner*innen aktiv und positioniert sich während der Demo vor dem Gebäude der „Lebensquelle“ mit einem Schild mit der Aufschrift „Jesus=Freiheit“ (siehe Bild). Garder war für die AfD erfolgloser Kandidat zur Stadtratswahl. Interessant ist hierbei erneut die Überschneidung von Mitgliedern der Osnabrücker AfD mit evangelikalen Freikirchen. Hier und hier gibt es weitere Informationen dazu.
Tanja Bojani (bekannt durch ihr Parteien-Hopping zwischen AfD und Die Linke), ist fast seit Beginn der Versammlungen in Osnabrück dabei. Sie stellt gemeinsam mit Queckemeyer die AfD-Fraktion im Kreistag. Bojani ist eine der auffallendsten Teilnehmer*innen der Demos und beteiligt sich mit ihrem Pseudonym „Mieze Katze“ in den Osnabrücker Telegram Gruppen der Pandemieleugner*innen. Dorthin lädt sie auch offensichtlich motiviert weitere Mitglieder der Osnabrücker AfD ein, u.a. Sascha Schrader, Patric-Alexander (Sausmikat), Roland Lapinskas und weitere. Über Bojanis Rolle bei den Osnabrücker Pandemieleugner*innen gibt es außerdem vom EPOS-Bündnis hier weite Informationen.
Zu guter Letzt wird hier Doris Steenken erwähnt. Steenken ist seit Beginn der verschwörungsideologischen Veranstaltungen vor allem in der Orga Rolle zu finden. Sie ist hauptverantwortlich für die (schlecht besuchten und peinlichen) Montagsspaziergänge. Steenken besuchte mehrere Parteitage der AfD und teilt in Osnabrücker Gruppen Aufrufe zu Gewalt gegen die Polizei.
Die Osnabrücker AfD ist also sowohl ideologisch als auch personell eng mit den Protesten aus dem Spektrum der Pandemieleugner*innen vernetzt und versucht dies teilweise auch auf Landesebene zu tragen.
Seit November 2021 demonstrieren Querdenker*innen erneut in Osnabrück, teilweise mit einem Mobilisierungspotential von über 2000 Personen. Grund genug, einen genaueren Blick auf Teilnehmer*innen und Inhalte zu werfen.
In und um Osnabrück existieren zahlreiche Telegramkanäle, in denen meist die selben unzähligen Weiterleitungen fragwürdiger Thesen zur Coronapandemie und weiterer Verschwörungserzählungen kursieren. Zentrales Sammelbecken für die Stadt Osnabrück ist der Kanal „GRUNDRECHTE OSNABRUECK“. Hier rufen Initiator*innen regelmäßig zu Demonstrationen und Spaziergängen auf, während Beiträge mit Verschwörungserzählungen rund um die Coronapandemie überwiegen.
Im Anschluss an die Demonstration vom 08. Januar ’22 machte ein Mitglied auf einen Teilnehmer aufmerksam, der eine Weste der Band „Sons Of Odin“ trägt. Bei dieser Band handelt es sich um eine eindeutige Neonazi Band von Blood & Honour Mitgliedern. Darauf wird im Kanal sogar hingewiesen, mit einem (seriösen) Link von Belltower News. Auf dem Bild nur eingerollt zu sehen: Eine Fahne, auf der in Frakturschrift die Worte „Widerstand lässt sich nicht verbieten“ geschrieben stehen.
Darauf die Reaktion von Igor Stravinsky, einer der Führungspersonen der Querdenkerszene in Osnabrück, gleichzeitig Anmelder besagter Demonstration: „Auch schwere Jungs“ dürften demonstrieren. Zu Beginn wurde lediglich gebeten, die Fahne mit Frakturschrift einzurollen, vermutlich um Bilder wie nach der letzten Demonstration zu vermeiden, bei der Teilnehmer*innen ein Banner in Frakturschrift vor der Demo trugen. Hinter dem Pseudonym „Igor Stravinsky“ verbirgt sich Peter zur Linde aus Lemförde. Zur Linde organisiert seit Beginn der Querdenken Proteste maßgeblich entsprechende Veranstaltungen in Osnabrück und ist sich offensichtlich nicht zu schade, offen mit Nazis zu demonstrieren.
Besonders interessant ist ein Blick auf die Person, die Anstoß der kleinen Diskussion war: Jan Barkey. Er meldet sich schließlich selbst in der Telegramgruppe zu Wort:
Nach einem Blick auf Barkeys Facebookprofil klingt seine Aussage in der Telegramgruppe noch zweifelhafter als ohnehin schon. Barkey outet sich als Anhänger der „Oskars Osnabrück“, einer NPD nahen, rechtsradikalen Jugendorganisation aus dem Raum Osnabrück/Emsland/OWL.
In Osnabrück ist mit weiteren Demonstrationen von Coronaleugner*innen und anderen Verschwörungsideolog*innen zu rechnen. Die Teilnahme von Neonazis wird durch den Umgang im Telegram Kanal aktiv akzeptiert.
Der 28jährige Marvin Ehrlichmann aus Belm fiel im Sommer 2020 auf, als er mit einem selbstgebastelten Pappschild durch die Osnabrücker Fußgängerzone lief. Auf seinem Schild stand „Redefreiheit für Holocaustrevisionisten“ – eine bedenkliche Forderung, die er durch das Unterschreiben einer Online-Petition zur Freilassung von Ursula Haverbeck unterstreicht. Diese saß zu dem Zeitpunkt wegen Holocaust Leugnung im Gefängnis.
Diese Schilder-Aktion wiederholte er – mal alleine, mal mit Begleitung. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück wurde aufmerksam und stellte daraufhin fest, dass hierdurch kein Straftatbestand erfüllt sei.
Im Mai 2021 machte Ehrlichmann erneut, diesmal im universitären Kontext, auf sich aufmerksam. Mittlerweile ist er Student der Universität Osnabrück am Fachbereich Mathematik/Informatik und nutzt seine Möglichkeit, Einträge am digitalen schwarzen Brett der Uni vornehmen zu können:
Unter seinem Klarnamen wollte Ehrlichmann, ganz im Sinne der fehlgeleiteten Forderung, alles sagen zu dürfen, einen „Mein Kampf“-Lesekreis ins Leben rufen. Seine Ausführungen dazu waren teilweise schwer nachzuvollziehen und lassen ihn irgendwo zwischen christlichem Fundamentalisten, Reichsbürger, Neonazi und Holocaustleugner verorten.
Aufgrund dessen wurde Anzeige gegen Ehrlichmann gestellt – er hatte zur Einladung zum Lesekreis einen Link beigefügt, unter der man eine (unkommentierte) Ausgabe des Buches aus dem Jahr 1943 herunterladen konnte. Der Anzeige folgte ein Strafbefehl, gegen den Ehrlichmann Einspruch einlegte.
Bei der darauffolgenden Verhandlung machte er seine Gesinnung noch einmal sehr deutlich: er unterbrach bereits die Verlesung der Anklageschrift und trug eigene, sehr bedenkliche Ausführungen vor. Dann verließ er freiwillig den Gerichtssaal. Die Verhandlung war nach kurzer Zeit beendet und wird so gewertet, als wäre der Angeklagte nie aufgetaucht.
Ehrlichmann hatte einen Tonfall gewählt, welcher stark an die Sprechweise von Hitler in dessen Reden erinnerte – und Inhalte verbreitet, welche dem Neonazi- und Reichsbürger-Spektrum zugeordnet werden können. Sein vorangegangener Schriftverkehr mit dem Gericht hatte dazu geführt, dass am Verhandlungstag erhöhte Sicherheitsmaßnahmen in Kraft traten, wie die NOZ berichtete.
Ist Marvin Ehrlichmann nun eine verwirrte, vielleicht gefährliche Einzelperson?
Dies entspricht nicht der Realität, denn bereits im September 2020 war er auf einem völkisch-neonazistischen Erntefest in Eschede zugegen, das federführend von der JN, der Jugendorganisation der NPD, organisiert wurde und an dem führende Aktivist:innen der niedersächsischen Neonazi-Szene teilnahmen.
Im September 2021 trat Marvin Ehrlichmann zudem bei den Wahlen zum Kreistag in Osnabrück als Kandidat für das Freie Osnabrücker Bündnis (FOB) an, welches bereits in der Vergangenheit als Tarnorganisation der NPD in Erscheinung trat.
Es bleibt zu vermuten, dass Ehrlichmann darüber hinaus gut in die niedersächsische Neonaziszene vernetzt ist.
Zudem trat Ehrlichmann seit 2021 mehrfach im Rahmen der Osnabrücker Pandemieleugner:innen-Proteste auf, zuletzt am 3. Januar 2022.
Das was bisher nur vermutet wurde, aber offensichtlich war, ist nun bestätigte Realität.
Der Einfluss der evangelikalen Christen innerhalb der AfD (wir berichteten) ist keine Einbahnstraße sondern geht in beide Richtungen. Paul Hampel (AfD Niedersachsen) macht Wahlkampf vom Altar einer evangelikaler Freikirche in Osnabrück.
Freikirchen sind in Osnabrück sehr präsent. Größte Aufmerksamkeit erhielt die ‚Lebensquelle‘ im Jahr 2013 als sie, geführt durch die ihnen nahestehende Zion GmbH, für mehrere Millionen Euro die Industriefläche des alten Güterbahnhofs kaufte um dort einen Tempel samt Gemeindehäuser für einen Jugendtreff und einem Gesundheitszentrum zu errichten. Eine lokalpolitische Posse die erst in diesem Jahr ein vorläufiges Ende nahm. Die Lebensquelle rückte sich ins Stadtgespräch und immer mehr dunkle Seiten der Freikirche wurden öffentlich. So deckte eine Dokumentation von Marcel Trocoli Castro sektenähnliche Strukturen auf wie sie im Vorfeld nur vermutet wurde. Trocoli Castro sprach mit mehreren Aussteiger_innen und Menschen die mittels „Heilung“ ihrer sexuellen Orientierung entmachtet werden sollten. Ein Pastor der Lebenquelle ist Waldemar Herdt, der 2017 über die Landesliste der AfD in den Bundestag einzog und sich vor allem in Osteuropa und Russland einen Namen machte.
Mit der Kommunal- und Bundestagswahl 2021 stieg noch eine weitere Freikirche in den politischen Wahlkampf der AfD ein. Die „Neue Generation Osnabrück“ (NGO).
„Zukunftsorientiert, zeitgemäß, modern“, so beschreibt die Neue Generation sich auf ihrer Webpräsenz selbst. Bei der NGO handelt es sich um eine evangelische Freikirche und Pfingstgemeinde, laut Impressum ist der Hauptsitz in Triangel im niedersächsischen Gifhorn. Weniger zeitgemäß liest sich die Rubrik „Unser Glaube“ auf der Website. Neben verschiedensten Bibelzitaten findet sich auch folgendes: „Wir glauben an ein Ewiges Gericht, das auf alle die wartet, die sich der Liebe Gottes verweigert haben.“ [sic]
So weit so schlecht. Nach Waldemar Herdt tritt ein weiterer Akteur einer Freikirche politisch in Erscheinung: Roland Lapinskas, stellvertretender Vorsitzender der AfD Osnabrück sowie Kandidat für den Bundestag im Landkreis Osnabrück. Lapinskas trat u.a. am 13. Januar im Livestream des Gottesdienst der NGO gemeinsam mit seiner Ehefrau auf. Lapinskas fleht den heiligen Geist auf Deutsch an, während seine Ehefrau auf Russisch übersetzt.
Ebenso wenig zeitgemäß, wie eigentlich alles in Freikirchen, war ein Vortrag, mitten im Wahlkampf von Armin Paul Hampel, der im September in den Räumlichkeiten der Neuen Generation Osnabrück stattfand um für Stimmen seiner Partei zu werben.
Hampel war von 2013 bis 2018 der Landesvorsitzende der AfD Niedersachsen. Außerdem war er von 2017 bis 2021 Mitglied des Bundestages für die AfD und steht dem s.g. Höcke-Lager nahe. Auf seiner Facebookseite machte er, nachträglich, am 10. September auf einen „Vortrag beim dynamischen Kreisverband Osnabrück mit anschließender Probefahrt“ aufmerksam. Dazu liefert er Bilder der Veranstaltung. Zu sehen sind Hampel auf der Bühne der Neuen Generation Osnabrück sowie im Vorraum gemeinsam mit Ingo Barkau, dem Schatzmeister der AfD Kreisverband Osnabrück Stadt. Barkau gefallen bei Facebook Seiten wie „Keine weiteren Asylantenheime in Deutschland“ und „Bürger für Hans-Georg Maaßen“ und andere.
Damit nicht genug. Erstmals hat die AfD Osnabrück einen Sitz im Osnabrücker Stadtrat erzielt. Besetzt wird dieser mit dem Phantom Viktor Jersch. Jersch ist absoluter Politikneuling und erst Anfang des Jahres überhaupt in die AfD eingetreten. Jersch ist Mitglied der NGO Gemeinde. Eben in dieser Gemeinde, in der Hampel vom Rednerpult Stimmung gemacht hat. Die deutliche Stimmenmehrheit, gegenüber anderen AfD Kandidat_innen, kommen aus dem Wahlbezirk 7 in der die NGO ihr Gotteshaus hat. Jersch ist 53 Jahre alt, Unternehmer mit eigenem Supermarkt für russische Lebensmittel an der Wersener Straße. Ein offenes Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung lehnt er aus Misstrauen gegenüber den Medien ab.
Der Erfolg der AfD in Osnabrück, wäre ohne die Unterstützung aus dem freikirchlichem Milieu, vermutlich nicht zustande gekommen. Die aufgezählten Freikirchen in Osnabrück sind mehr als nur eine Glaubensgemeinschaft leicht unterhalb der gesellschaftlichen Wahrnehmung; Sie bieten eine Plattform für die menschenverachtende Politik der AfD und gehören als solche wahr genommen.
Der Wahlkampf ist in vollem Gang. Zeit, einen genaueren Blick auf die AfD in und um Osnabrück zu werfen.
Auf Bundesebene beleuchtete die Tagesschau zuletzt das Evangelikale Netzwerk der Alternative für Deutschland (AfD). Im Fokus steht dabei Waldemar Herdt, der federführend ein evangelikales Netzwerk aufbaut mit dem Ziel, die Gesetzgebung zu beeinflussen sowie die Rechte sexueller Minderheiten anzugreifen und weiter einzuschränken.
Schon hier führen Spuren nach Osnabrück: Herdt wohnt in Neuenkirchen-Vörden und zog für die AfD als Direktkandidat im Landkreis Osnabrück in den Bundestag ein. Er ist Mitglied der Lebensquelle, einer Pfingstgemeinde, die unter anderem daran glaubt, dass Homosexuelle von Dämonen besessen seien. Fremd ist Waldemar Herdt der AfD Osnabrück keineswegs, war er doch schon häufig als Gast und Redner auf Kundgebungen und Veranstaltungen eingeladen. Unter anderem hielt sich Herdt beim Stammtisch des Ortsverbands Nord der AfD Osnabrück im September 2020 auf.
Auf offene Ohren treffen Herdts Bemühungen sicherlich bei Bodo Suhren, Kandidat der AfD Osnabrück für Belm und den Kreistag. Suhren ist außerdem Kreisvorsitzender der AfD Osnabrück und im Vorstand des Ortsverbandes Nord. Laut einem anonymen AfD Mitglied wurden vor der Wahl des Kreisvorstandes gezielt Mitglieder der „Lebensquelle“ zum Beitritt in die AfD ermutigt, um eine Mehrheit für Suhren zu schaffen. Die Aufnahmegespräche der neuen Mitglieder wurden von Jens Kestner geführt, Mitglied im Bundes- und Landtag für die AfD.
Ebenfalls auf Gehör treffen wird das evangelikale Netzwerk bei Roland Lapinskas, Bundestagskandidat für den Landkreis Osnabrück. Lapinskas tritt außerdem als Kandidat bei der Kommunalwahl in Bissendorf und für den Kreistag an. Er ist stellvertretender Vorsitzender der AfD Osnabrück. Lapinskas ist aktiv bei der „Neuen Generation Osnabrück“ einer evangelischen Freikirche. Wie die Lebensquelle ist sie ebenfalls eine Pfingstgemeinde. Hieraus erklärt sich vermutlich Lapinskas Wahlziel, die Ehe und Familie besonders zu schützen.
Neben Lapinskas tritt auch Florian Meyer für den Bundestag an, als Kandidat für die Stadt Osnabrück. Zusätzlich ist Meyer Kandidat in Bramsche. Meyer war selbst lange Vorstand der AfD Osnabrück und ist laut einem Insider, der anonym bleiben will, einer der Hauptgründe, warum die Partei in Osnabrück ein chaotischer Haufen ist. Mit Bodo Suhren war Meyer bereits im Konflikt, nach einem weiteren gescheiterten Vorstandsversuch der AfD Osnabrück reagierte Suhren mit Verleumdungsvorwürfen gegen Meyer. Meyer begründete die vergangenen Fehlschläge unter anderem damit, dass der Landesverband flügelnah sei. Warum diese Distanzierung – wenn es so bezeichnet werden kann) Unsinn ist, wird, neben der Tatsache, dass Meyer rechtsextreme Facebook Seiten mit einem Like versieht, weiter unten klar. Nebeninfo: Florian Meyer ist vorbestraft wegen Drogenschmuggels und wurde zu 3 Jahren Haft verurteilt.
Neben der Zerstörung der AfD von innen widmet Meyer sich in seiner Freizeit der Dokumentation politischer Versammlungen mit dem Format „RIKO TV“. Damit veröffentlicht er schlecht zusammengeschnittene Videos und versieht sie mit unterirdischen Kommentaren. Darüber hinaus werden Mitglieder der AfD interviewt und vorgestellt.
Mehrmals dokumentierte Meyer hier die verschwörungsideologischen und antisemitischen Montagsdemos in Osnabrück sowie die Kundgebungen gegen die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus und nahm aktiv teil. Zudem nahm Meyer mit seinem Format am Frauenmarsch 2018 in Papenburg teil. Dort waren ebenfalls eindeutig erkennbare Neonazis sowie weitere Rechte anwesend. Ebenfalls mit Riko TV aktiv war Meyer beim AfD Sommerfest 2018 in Delmenhorst. Im Video unter anderem zu sehen: Der IB Anwalt aus Oldenburg, Gerhard Vierfuß.
Meyer mobilisierte in der AfD ebenfalls zu den Querdenker Demos nach Berlin.
Hinter der Kamera von Riko TV steht Mark Mecklenburg, Kandidat für die AfD Osnabrück in Bramsche und Beisitzer im Vorstand.
Mecklenburg war unter anderem im Sicherheitsteam beim AfD Landesparteitag in Braunschweig am 15.05.2021 und posiert bei Facebook im Soldatenoutfit.
Offen zur Schau stellt Mecklenburg seine Nähe zu Bernd Höcke.
Besonders aktiv im Wahlkampf 2021 ist Marcel Queckemeyer. Queckemeyer ist Schriftführer des Ortsverbandes und tritt als Kandidat für den Kreistag und Fürstenau an. Gemeinsam mit Bodo Suhren ist Queckemeyer auch Vorstand des AfD Ortsverbandes Osnabrücker Land Nord (Artland, Bersenbrück, Fürstenau, Neuenkirchen). Queckemeyer posierte beim Stammtisch mit Waldemar Herdt, allerdings bleibt es nicht bei diesem heiklen Foto.
Zu Beginn der Corona Demos in Osnabrück versuchte Queckemeyer dort Anschluss zu finden, tauchte aber nicht häufiger dort auf. Seine Position zur Corona Pandemie zeigt er dennoch eindeutig.
Adrian Maxhuni ist stellvertretender Vorsitzender der AfD Osnabrück und Kandidat für den Kreistag, Bersenbrück und Gehrde. Bereits 2019 kündigte Maxhuni an, einen neuen niedersächsischen Landesverband der Jungen Alternative zu gründen. Der Vorgängerverband wurde aufgrund der Beobachtung durch den Verfassungsschutz aufgelöst. Maxhuni ist außerdem stellvertretender Schriftführer im Bundesvorstand der JA und stellvertretender Landesvorsitzender der JA Niedersachsen.
Maxhuni nahm an einem klandestinen Treffen der AfD Niedersachsen in Ellerndorf am 05. September 2020 teil. Der Landesvorstand der AfD war nicht über das Treffen informiert. Dort wurden parteiinterne Absprachen zur Neuwahl des Landesvorstandes besprochen. Ziel war es, Dana Guth als Landesvorsitzende abzuwählen und Jens Kestner an die Spitze zu befördern, was den Landesverband noch weiter nach rechts rückte.
Unter dem Pseudonym „Mieze Katze“ verbreitet sie rechte Verschwörungserzählungen und weiteren Humbug. Sie teilt unter anderem Inhalte von KenFM, dem Deutschland-Kurier, Rubikon, Compact und weiteren rechten bis rechtsradikalen Quellen. Auch für Vergleiche mit dem Jahr 1933 ist sie sich nicht zu schade. Begeistert ist sie unter anderem von Aktivist Mann, einem evangelikalen Aktivisten aus Ostwestfalen Lippe und teilt auch heute noch Videos von ihm.
Auch im Umfeld der Querdenker:innen aktiv: Alan Doetzel, Kandidat für den Stadtrat Osnabrück. Hinzugefügt zur Telegram Gruppe „Bürgerbewegung Osnabrück“ wurde er von Doris Steenken, lange Zeit die Hauptorganisatorin der Veranstaltung. Doetzels politische Position lässt sich gut anhand seiner Facebook Likes verfolgen.
Neben Doris Steenken pflegt Doetzel auch Kontakt zu Kerstin Kokorsch. Kokorsch teilt seit Monaten rechtsradikale Verschwörungserzählungen in den zahlreichen Telegram Gruppen aus dem Spektrum der Querdenker:innen.
Ebenfalls im Widerstand wähnt sich Patric-Alexander Sausmikat, Kandidat für den Rat der Stadt Osnabrück. Sausmikat nahm am 26.04.2021 im Fallschirmjäger Pullover an der Osnabrücker Montagsdemo teil. Passend dazu ist er Fan von rechtsoffenen Marken und martialischer Aufmachung. Sausmikat zeigt auf seinem Facebookprofil außerdem eindeutige Nazisymbolik und outet sich als Fan des Kaiserreichs.
Klaas Meyer, Kandidat für Fürstenau Stadt und Samtgemeinderat und Beisitzer im Vorstand des Kreisverbandes zeigt sich bei Facebook ebenfalls von seiner besten Seite. Er teilt antisemitische Inhalte, setzt Likes bei rechtsradikalen Seiten und verschwörungstheoretischen Inhalten wie Chemtrails. Meyer war ebenfalls beim Stammtisch mit Waldemar Herdt anwesend.
Wie auf Bundesebene ist die AfD Osnabrück rechtsextrem. Sie ist mit verschwörungstheoretischen Strukturen verwoben und bietet eine Anlaufstelle für Neonazis, Querdenker und andere Rechte.
Timo Schirmeister ist kein Neuling im Osnabrücker Land. Der aus Bissendorf stammende Rechtsrockfan war vor allem in den 00er Jahren aktiver Neonazi in Osnabrück und darüber hinaus. Seitdem war es ruhig um ihn und seine langjährige Partnerin Rebecca „Becci“ B. geworden. Bis die beiden in der zweiten Hälfte des letzten Jahres (2020) bei den Osnabrücker Coronaprotesten und in den zugehörigen Telegram-Gruppen auftauchten.
2006 war Timo Schirmeister an der Produktion einer Rechtsrock-DVD beteiligt, die unter dem Label „Streetfighting Crew Production“ vertrieben wurde. Hierbei sind Mitschnitte eines Konzertes im Februar 2006 in Greven (Kreis Steinfurt) verwendet worden. Der Name des Labels ist angelehnt an die Dortmunder Neonazi-Band „Oidoxie“, die sich zum Combat 18 Netzwerk zählt. Die „Oidoxie Streetfighting Crew“ ist eine Gruppierung, die unter anderem für den Saalschutz bei „Oidoxie“ Konzerten verantwortlich ist. Auf der CD sind auch die Band „Cherusker“ aus dem Kreis Osnabrück, „HKL“ (Hauptkampflinie), „Extressiv“ und „Words of Anger“ zu sehen. Zu „Cherusker“-Sänger Christian Nitsch pflegte Schirmeister engeren Kontakt. Ein mutmaßliches Mitglied der Oidoxie Streetfighting Crew, Robin Schmiemann, enger Brieffreund von Beate Zschäpe, wurde Anfang März 2016 vor dem NSU-Untersuchungsausschuss in Düsseldorf angehört.
Zur Rechtsrock DVD:
„Auf dem Bildmaterial sind mehrfach Personen zu erkennen, die den Faschistischen Gruß zeigen, was für den Produzenten gleich ein doppeltes Nachspiel hat. Zum einen wurde ihm gedroht die DVD weiterhin zu vertreiben und alle potentiellen KäuferInnen aufgefordert selbige zu boykottieren, da die Personen, welche dort strafbare Handlungen begehen, Angst vor den Konsequenzen haben. Zum anderen wurden von der Staatsanwaltschaft Ermittlungsverfahren gegen den Produzenten und einen weiteren Verkäufer der DVD eingeleitet, da sie ein Medium mit strafrechtlichem Inhalt vertreiben. Mit dem Erlös der Disc ein eigenes Rechtsrocklabel aufzubauen, wie vorher geplant, wird jetzt vorerst wohl nicht klappen.“ (AAOS, 2007: Die extreme Rechte in der Region Osnabrück)
Schirmeisters Vorliebe für Neonazi-Musik findet sich außerdem darin wieder, dass bei einem Kundendaten-Leak von ‚Opos Records‘ aus dem Jahr 2015 sein Name mehrfach auftaucht. Opos Records vertreibt vor allem Rechtsrock, NS-Hardcore, NS-Black Metal und NS Metal.
Schirmeister gehört außerdem zum weiteren Umfeld der Amsivaren, einer Neonazi-Gruppierung, deren Name auf den Song „Land der Amsivaren“ der Band „Gigi und die braunen Stadtmusikanten“ zurückgeht.
Das Timo Schirmeister und Rebecca B. auch weiterhin in der Rechtsrock Szene unterwegs sind wird auf Bildern bei Recherche-Nord deutlich, die ihre Teilnahme an einem Nazirock-Konzert am 24.02.2018 in Lingen (Emsland) zeigen. Als Hauptorganisator des Konzertes gilt der Neonazi Andre Lüken aus Lingen. Mit seiner Gruppe, den Amsivaren, trat Lüken bereits bei verschiedenen Aktionen in Erscheinung (u.a. 2018 Haverbeck Neonaziaufmarsch Bielefeld;2019 HolocaustleugnerInnen Haverbeck Demo in Bielefeld). Gemeinsam mit weiteren Neonazis sind Timo Schirmeister und Rebecca B. während der Vorbereitungen des Konzertes als Teil des Organisator*innenkreises zu sehen.
Timo Schirmeister war am 1.Mai 2007 in Vechta auf einer Demonstration der NPD Niedersachsen, die den Auftakt zum Bundeswahlkampf 2008 darstellen sollte.
Wenn man ihrem gemeinsamen Facebook-Profil ‚Timo Becci Osna‘ mit dem Zusatz „<3 Heimat,Liebe,Tradition <3“ glaubt, sind Timo Schirmeister und Rebecca B. mittlerweile verlobt. Bei Facebook haben die beiden diverse Seiten aus dem gesamten rechten Spektrum geliked – darunter den Kopp-Verlag, rechte Musiker*innen und Bands, Seiten der NPD, den Verein für germanisches Heidentum ebenso wie den „Verlag Deutsche Militärzeitschrift“ und „Die Wehrmacht und ihre Technik unzensiert“. Zusätzlich dazu findet sich auf ihrer Like-Liste jede Menge Impfgegner*innen- und Verschwörungscontent, ebenso wie Gruppen und Seiten der aktuellen Coronaleugner*innenbewegung wie „Wolfgang Wodarg“ und „Klagepaten“.
-Aktuell-
Am 17.10.2020 sind Timo und Rebecca wieder in Erscheinung getreten – bei einer Veranstaltung der Bürgerbewegung Osnabrück, dem Osnabrücker Querdenken-Ableger, am Hauptbahnhof Osnabrück. In Begleitung waren sie dabei unter anderem von Kai und Stefanie Berger, einem seit vielen Jahren aktiven Neonazi-Paar aus Bünde, bei dem im Juni 2020 eine Hausdurchsuchung wegen Holocaust-Leugnung durchgeführt wurde. Weitere Begleiter an diesem Tag können außerdem aufgrund von Tattoos, Kleidung und Besuchen bei vergangenen AfD-Veranstaltungen dem rechten Spektrum zugeordnet werden.
Bei der Kundgebung hatten sie eigens zwei Banner mitgebracht, mit den Aufschriften „Hände weg von unseren Kindern“, „Maskenzwang=Kindesmissbrauch“ und „Diese ‚Pandemie‘ ist ein Fehlalarm“.
Bei dem Besuch einer weiteren Kundgebung der Bürgerbewegung Osnabrück am 31.10.2020 lauschten sie unter anderem den geladenen Rednern Anselm Lenz und Hermann Ploppa. Offensichtlich erbost über die herrschende Maskenpflicht auf dem Bahnhofsvorplatz, war Schirmeister diesmal mit einer Darth Vader Maske unterwegs, während Rebecca B. eine Guy Fawkes Maske trug. Ein weiterer Begleiter an diesem Tag, der auch am 17.10. anwesend war, trug hier eine Gasmaske.
In der virtuellen Welt der lokalen Pandemieleugner*innen und Verschwörungsideolog*innen Osnabrücks sind Timo und Rebecca ebenfalls aufgetaucht. Als „Timo Osnabrück“ und „Becci B.“ sind beide eine Zeit lang in den Telegram-Gruppen der Bürgerbewegung Osnabrück aktiv gewesen, die teilweise über 300 Gruppenmitglieder hatte. Hier wurden von ihnen unter anderem Angebote zur finanziellen Unterstützung von Flyerdruck und anderen Materialien gemacht, außerdem ist Rebecca B. sehr aktiv in der Telegram-Gruppe „Eltern stehen auf Osnabrück“ und nimmt dort als Admin eine zentrale Rolle ein.
Schirmeister hatte lange Zeit bei Telegram ein Profilbild, auf dem er mit der verurteilten Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck zu sehen war. Die Profilbilder von Rebecca B. waren unter anderem von germanischen Runen mit rechtsextremem Bezug geschmückt. Beide haben diese eindeutig als rechtsradikal einzuordnenden Profilbilder mittlerweile entfernt.
Auch in Osnabrück zeigt sich eine Verflechtung von Anti-Corona-Protesten und Neonazis. Die langjährigen rechten Aktivist*innen tauchen hier als bürgerlich-besorgte Teilnehmer*innen bei Kundgebungen und in Querdenkengruppen auf.