Von der „Rassenlehre“ zu den Jungen Nationalisten

Einleitung

Die jüngsten Recherchen von Recherche-Nord, dem Stern und RTL haben die Weiterführung der Heimattreuen Deutschen Jugend (HdJ) durch die Nationaldemokratische Partei Deutschland (NPD, heute „die Heimat“) und ihrer Jugendorganisation, der JN (Junge Nationalisten), erschreckend und eindrücklich aufgezeigt.

Auch in und um Osnabrück sind die in den Recherchen benannten Strukturen bereits seit den 2000er Jahren in wechselhafter Intensität aktiv.

Eine bedeutsame Rolle für die rechte Szene und insbesondere für die Geschichte und Entwicklung der Heimattreuen Deutschen Jugend spielte der Raum Osnabrück vor allem in den Nullerjahren. Hier sollte die Jugend im nationalsozialistischen Geiste erzogen werden, wie bereits vorher in der Hitlerjugend und auch der Wikingjugend.

Im Folgenden wollen wir über die Geschichte der NPD und JN im Raum Osnabrück berichten und aufzeigen, dass die damaligen Akteure der HDJ bis heute führende Positionen in der JN innehaben und in den aktuellen Veröffentlichungen wieder in Erscheinung treten.

Die NPD und ihre Jugendorganisation (JN) im Osnabrücker Land

Besonders in den Jahren zwischen 2000 und 2011 war die NPD und später die JN im Osnabrücker Stadtbild sowie im Landkreis allgegenwärtig. Sei es durch rassistisch motivierte Übergriffe am Ossensamstag, Propagandadelikte, Infotische, Aktivitäten im Umfeld des VfL, organisierte Übergriffe auf selbsternannte politische Gegner oder durch mehrere große Demonstrationen in Osnabrück.1

In Bad Essen gar, wo die NPD kurze Zeit das leerstehende Parkhotel erworben und für mehrere Monate genutzt hatte2, wurde am 14. Januar 2006 sogar der Landesverband der JN Niedersachsen gegründet.3 In diesem Zusammenschluss der JN und NPD bestanden personelle Überschreitungen zu überregionalen rechten Kameradschaften und regionalen Zusammenschlüssen wie der ‚Kameradschaft Steinfurt‘ oder dem ‚Nationalen Widerstand Osnabrücker Land‘ (NWOSL).

Nach dem Wegfall des Parkhotels in Bad Essen konnte die extrem Rechte auf eigene Räumlichkeiten im Georgsmarienhütter Ortsteil Harderberg zurückgreifen. Fast 20 Jahre existierte, kurz vor den Toren der Stadt, das sogenannte „NPD Zentrum“, welches ein bundesweites Alleinstellungsmerkmal mit überregionaler Bedeutung hatte.4 Nirgendwo sonst hatte die extrem Rechte eigene Räume für Vorträge, Liederabende, Partei-, Planungs- und Strategietreffen.5 Dort fand fast jedes Wochenende eine Veranstaltung statt, häufig mit hochkarätigen und vorbestraften Nazikadern und -terroristen.

Das NPD-Zentrum diente zwei Jahrzehnte als gefährlicher Knotenpunkt zwischen NPD und freien rechten Kräften auf dem gesamten Bundesgebiet. Es fand, mit einem unter anderem dort organisierten Rechtsrock-Konzert, welches 2006 in Greven stattfand, ebenfalls Aufmerksamkeit in NSU Untersuchungsberichten.6 Bei jenem Konzert übernahm die „Oidoxie Streetfighting Crew“ den Saalschutz, welche zum unmittelbarem Nahfeld des NSU gehörte.

Nachdem der Eigentümer des Gebäudes, das NPD-Mitglied Walter Tornee, 2007 verstarb, die Erbgemeinschaft kein Interesse an dem Gebäude äußerte und sich von der bisherigen Nutzung distanzierte, wurde das NPD-Zentrum im August 2008 geschlossen und zwei Jahre später abgerissen.7 Der Verlust der Immobilie schwächte die regionale rechte Szene massiv.

Die Heimattreue deutsche Jugend (HdJ) in unserer Region

Die HdJ war, bis zu ihrem Verbot im März 2009, ein bundesweit tätiger und rechtsextremer Verein, der vor allem die nationalsozialistische (Früh-)Erziehung von Kindern und Jugendlichen in Tradition der Hitlerjugend (HJ) fortgeführt hat.8 Eine Namensähnlichkeit war dabei nicht zufällig. Auf den mehrmals im Jahr stattfindenden Lagern sollten Kinder mit militärischem Drill, Exerzieren, Handgranatenweitwurf, Geländespielen und Schießübungen zu einer nationalsozialistische Elite erzogen werden.9

Die HdJ war bundesweit in Sektoren aufgeteilt.10 Einer der wichtigsten Sektoren war die 2005 gegründete „Einheit Hermannsland“, sie deckte die Region Osnabrück, OWL und das angrenzende NRW ab.11 Bundesweit bekannt und mit ausschlaggebend für das spätere Verbot der HdJ, war das von der Einheit Hermannsland organisierte paramilitärische Sommerlager in Fromhausen (Detmold), an welchem im August 2006 etwa 120 Personen teilnahmen.12 Zelte dieses Sommerlagers trugen beispielsweise Namen wie Führerbunker oder Germania.13

Zum Programm des Lagers gehörte unter anderem auch eine Klettereinheit für die teilnehmenden Kinder, welche auf dem Grundstück des wegen Handeln mit Sprengstoffen verurteilten Gerd Ulrich stattfand.14 Ulrich war bundesweit verantwortlich für den Schutz rechter Veranstaltungen und drängte bei dem Sommerlager Journalist:innen mit seinem PKW von der Fahrbahn ab.15

Bei einem Sommerlager 2006 in Wilsum in der Grafschaft Bentheim wurden Scheinhinrichtungen praktiziert. Teilnehmende legten sich auf einen Baum, während ein anderer mit einer Machete eine Enthauptung andeutete. Menschen wurden Pistolen in den Mund gesteckt und Erschießungen simuliert. Zelte trugen hier zusätzlich die Namen Hitlerjugend und Leibstandarte. Auf aufgestellten Fässern stand Entlausungsmittel, was der Tarnname des zur industriellen Vernichtung von Jüd:innen genutzten Giftes Zyklon B war. Führende Köpfe dieses Lagers waren Christian von Velsen, Christian Fischer und Volker Thies aus dem Osnabrücker Südkreis. Geleakte und veröffentliche Bilder des Lagers hatten schließlich bundesweit Hausdurchsuchungen zur Folge, mit Schwerpunkt im Osnabrücker Land.16 Insgesamt wurden etwa 30 Wohnungen und Arbeitsplätze durchsucht, darunter Durchsuchungen in Georgsmarienhütte, Bad Laer, Bramsche, Nordhorn, Vechta, Recke, Lotte, Lengerich, Tecklenburg und Ibbenbüren. Bei dem früheren Vorsitzenden des NPD Unterbezirkes Osnabrück Horst Steinke aus Bad Laer, wurden Kleinkalibergewehre, präparierte Gaspistolen, Luftgewehre, eine Armbrust, Macheten mit bis zu einen Meter Länge, Wurfsterne und täuschend echt aussehende Soft-Air-Waffen sichergestellt, in anderen Objekten zusätzlich Totschläger, Fallbomben, Schlagringe und eine Flugabwehrrakete.17

Ein weiteres geplantes HDJ Lager zur Sommersonnenwende in Ausbergen (Zwischen Gesmold und Borgloh) wurde von der Polizei unterbunden. Dank der vorhandenen Infrastruktur zogen die Teilnehmenden in das genannte NPD Zentrum am Harderberg um.

Maßgebliche Verantwortung übernahm während der Veranstaltung der in der Recherche-Nord/Stern/RTL-Reportage erwähnte Christian Fischer.18 Ein Gericht verurteile ihn später zu 12 Monaten auf Bewährung wegen der dortigen Darstellung jugendgefährdender Schriften. Er machte als Ausbilder in der Rasseschulung den anwesenden Minderjährigen den antisemitischen und verbotenen NS-Propagandafilm „Der ewige Jude“ zugänglich.19

Unter den rund vier Dutzend angereisten HdJ-Anhänger:innen aus Norddeutschland waren neben vielen Kindern auch zahlreiche NPD-Funktionäre, darunter unter anderem Manfred Börm. Börm wurde Ende der 1970er Jahre wegen eines Überfalls auf ein NATO Depots in der Lüneburger Heide, welches die Erbeutung von Waffen und Sprengstoff zum Ziel hatte, zu sieben Jahren Haft verurteilt. Am Harderberg war er für den Ordnungsdienst zuständig und hielt Journalist:innen von der Veranstaltung fern.20

Gegen von Velsen und Christian Fischer ermittelte die Osnabrücker Staatsanwaltschaft wegen „Bildung einer bewaffneten Gruppe“. Fischer war zu der Zeit Stützpunktleiter der NPD in Vechta, Mitglied der nationalen Trommelgruppe und Mitglied des nationalen Ordnungsdienstes von Manfred Börm.21 Nach dem öffentlichkeitswirksamen Verbot der HdJ führten selbige Verantwortliche die organisierte Erziehung im nationalsozialistischem Geiste fort – und das bis heute. Im Februar 2010 wurde der JN Stützpunkt Osnabrück, als letzter nach Lüneburg, Delmenhorst und Achim/Verden gegründet.22

Christian Fischer wurde Stützpunktleiter und später Landesvorsitzender der JN Niedersachsen.23

Fortführung nach dem Verbot

Unter der Fahne der JN entstand die „Interessengemeinschaft (IG) Fahrt und Lager“, zweifelsfrei eine Fortführung der verbotenen HdJ.24 Im Herbst 2011 versuchte die IG Fahrt und Lager sich als Computerclub getarnt ins Heimathaus Averfehrden bei Glandorf einzumieten. Schnell deckten antifaschistische Netzwerke und Journalist:innen das Treiben auf und informierten Verantwortliche, die dann ihre Zusage zurückzogen.25

Christian Fischer blieb also über die Jahre hinweg aktiv. Neben seinen bereits benannten Tätigkeiten war Fischer auch Teil eines NPD eigenen Sicherheitsdienstes. Als Mitglied dieses Sicherheitsdienstes war Fischer im Jahr 2013 bei einer NPD-Kundgebung in Lingen an einem Angriff auf einen Gegendemonstranten beteiligt.26

2018 zog es ihn dann nach Leisnig in Sachsen.27 Er tritt in den folgenden Jahren als treibende Kraft der völkischen Siedler „Initiative zusammenrücken in Mitteldeutschland“ auf. Als Ziel wird im eigenen Telegramm Kanal das Erhalten der „Volkssubstanz“ genannt. Es scheint als hätte Fischer versucht ein altes Konzept, die Nationalbefreiten Zonen, wieder aufleben zu lassen. Selbst der Verfassungsschutz stellte die Initiative unter Beobachtung. Zu einigen seiner Nachbarn in Leisnig zählen unter anderem auch Lutz Giesen und Mario Matthes, welche beide ebenfalls in der HdJ aktiv waren. Kurz nachdem 2023 die „Artgemeinschaft“ verboten wurde, verkündete auch die „Initiative zusammenrücken in Mitteldeutschland“, wohl aus Angst vor einem Verbot, ihre Selbstauflösung.28

Christian Fischer ist bestens vernetzt und über die Jahre konnte man ihn in verschiedenen neonazistischen Zusammenhängen beobachten. So war er nach seiner Zeit bei der HDJ, der JN und NPD bei dem bereits erwähnten völkischen Siedlungsprojekt. Aber auch in einer Jacke der extrem rechten Kleinspartei „Dritter Weg“ war Fischer anzutreffen29, obwohl diese Partei sein Siedlungsprojekt offen kritisierte.

Auch die Freien Sachsen ließ Fischer nicht aus. Er kandidierte 2024 für die Freien Sachsen Leisnig und tritt für sie in Videoformaten auf der Homepage auf.

Ebenso wenig gibt er die Kontakte zur JN auf. Auf Videos, welche auf der Website der Initiative geteilt wurden, ist unter anderem auch der JN- sowie Freie Sachsen-Kader Stefan Trautmann aus Döbeln zu sehen. Stefan Trautmann fiel unter anderem durch einen Angriff am 01. Mai 2022 auf. Hier warfen mehre Neonazis die Steine und andere Gegenstände auf einen Zug in welchem sich linke Aktivist:innen befanden, die sich auf dem Weg nach Zwickau zu einer Demonstration waren.30

Fischer nahm außerdem regelmäßig an Neonazi-Aufmärschen der Jungen Nationalisten in Dresden teil. So hatte er im Februar 2023 die Aufgabe das Ordnerteam einzuweisen.31

Wie gut der Kontakt zur JN ist, lässt sich auch in der neuen Veröffentlichung von RTL/Stern und Recherche Nord sehen.32 Bei einem Gemeinschaftstag der JN tritt Fischer als Referent für Verhalten auf Demonstrationen auf. Dabei bezeichnet er sich und die Teilnehmenden als politische Soldaten, die gewaltbereit sein müssen. Im weiteren berichtet er den jungen Teilnehmer:innen davon, wie er Stöcke und Fahrradschlösser als Waffen einsetzte.

Es ist also zu sehen auf was für ein großes Netzwerk Fischer zurückgreifen kann. Außerdem ist zu betonen, dass unter anderem aufgrund der von ihm organisierten Vorträge zur Rassenlehre das HdJ-Verbot begründet werden konnte. Trotzdem tritt er heute immer noch als Vortragsredner bei den Jungen Nationalisten auf und schult immernoch Jugendliche und junge Erwachsene.

Trotz Verbot nicht tot

Die Zelte die früher von der HdJ in Osnabrück benutzt wurden finden sich heute augenscheinlich unter anderem auf dem Heimathof in Eschede wieder. Ein Verbot, dass die Strukturen zwar anfänglich schwächte, hat nicht nachhaltig dazu geführt, dass die Erziehung und Indoktrination im nationalsozialistischen Geiste unterbunden wurde.

Genauso sieht es bei den Akteur:innen aus, die bis heute zentrale Schlüsselfiguren der neonazistischen Szene sind. Christian Fischer ist nur einer von vielen.

Quellen:

  1. Recherchekollektiv Osnabrück: Chronik rechter Aktivitäten. Verfügbar unter: https://rkos.noblogs.org/chronik/ Zuletzt geprüft: Mai 2025. ↩︎
  2. Recherchekollektiv Osnabrück: Chronik rechter Aktivitäten. Verfügbar unter: https://rkos.noblogs.org/chronik/ Zuletzt geprüft: Mai 2025. ↩︎
  3. Recherche-Nord: 21.02.2009 / Eschede: „Doppelt hält besser“ – Die JN in Niedersachsen. Verfügbar unter: https://recherche-nord.com/archiv/2009.02.21.html Zuletzt geprüft: Mai 2025; Recherchekollektiv Osnabrück: Chronik rechter Aktivitäten. 2006. Verfügbar unter: https://rkos.noblogs.org/chronik/2006-2/ Zuletzt geprüft: Mai 2025. ↩︎
  4. Wolf Schmidt/ Andreas Speit (17.11.2011): Verbindungen des Nazi-Terrortrios. Der Staat, der Terror und die Partei. In: Die Tageszeitung (taz). Verfügbar unter: https://taz.de/Verbindungen-des-Nazi-Terrortrios/!5107295/ Zuletzt geprüft: Mai 2025. ↩︎
  5. Ebd.; Recherchekollektiv Osnabrück: Chronik rechter Aktivitäten. 2007. Verfügbar unter: https://rkos.noblogs.org/chronik/2007-2/ Zuletzt geprüft: Mai 2025; Recherchekollektiv Osnabrück: Chronik rechter Aktivitäten. 2008. Verfügbar unter: https://rkos.noblogs.org/chronik/2008-2/ Zuletzt geprüft: Mai 2025. ↩︎
  6. Peter Beckmann (26.10.2015): Besuchten die NSU-Terroristen ein Neonazi-Konzert in Greven? In: Münstersche Zeitung. Verfügbar unter: https://www.muensterschezeitung.de/lokales/staedte/greven/besuchten-die-nsu-terroristen-ein-neonazi-konzert-in-greven-1781413 Zuletzt geprüft: Mai 2025; Martín Steinhagen (13.01.2019): Verwirrung um NSU-Beweisstück. In: Frankfurter Rundschau. Verfügbar unter: https://www.fr.de/politik/verwirrung-nsu-beweisstueck-11189938.html Zuletzt geprüft: Mai 2025; NSU Watch NRW (09.11.2015): „Greven live 2006“ – Ein Beispiel für die Kassel-Dortmund-Connection der militanten Neonazis. Verfügbar unter: https://nrw.nsu-watch.info/greven-live-2006-ein-beispiel-fuer-die-kassel-dortmund-connection-der-militanten-neonazis/ Zuletzt geprüft: Mai 2025. ↩︎
  7. Neue Osnabrücker Zeitung (27.09.2008): Das NPD-Haus ist endlich weg. In: Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ). Verfügbar unter: https://www.noz.de/lokales/georgsmarienhuette/artikel/georgsmarienhuette-das-npd-haus-ist-endlich-weg-22567278 Zuletzt geprüft: Mai 2025; Wolfgang Elberts (18.08.2020): Das Ende eines Schandflecks. Ex-NPD-Heim in Georgsmarienhütte vor zehn Jahren abgerissen. In: Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ). Verfügbar unter: https://www.noz.de/lokales/georgsmarienhuette/artikel/npd-heim-in-georgsmarienhuette-vor-zehn-jahren-abgerissen-20285930 Zuletzt geprüft: Mai 2025. ↩︎
  8. Neue Osnabrücker Zeitung (31.03.2009): Nazi-Jugend spielte Hinrichtungen nach. In: Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ). Verfügbar unter: https://www.noz.de/deutschland-welt/panorama/artikel/vermischtes-nazi-jugend-spielte-hinrichtungen-nach-24137342 Zuletzt geprüft: Mai 2025. ↩︎
  9. Ebd.; Andrea Röpke (10.10.2008): Braune Parallelwelt – Ein Hintergrundbericht zur HDJ. In: Mut gegen Rechte Gewalt. Verfügbar unter: https://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/news/reportagen/hintergrundbericht-hdj-eine-reportage-von-andrea-roepke Zuletzt geprüft: Mai 2025. ↩︎
  10. Antifaschistisches Infoblatt (11.03.2007): Lager, Lieder, Lebensbund. Völkische Jugendarbeit im Geiste der HJ. In: Antifaschistisches Infoblatt. Verfügbar unter: https://antifainfoblatt.de/aib74/lager-lieder-lebensbund Zuletzt geprüft: Mai 2025. ↩︎
  11. Ebd.; Neue Osnabrücker Zeitung (31.03.2009): Nazi-Jugend spielte Hinrichtungen nach. In: Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ). Verfügbar unter: https://www.noz.de/deutschland-welt/panorama/artikel/vermischtes-nazi-jugend-spielte-hinrichtungen-nach-24137342 Zuletzt geprüft: Mai 2025. ↩︎
  12. Antifaschistisches Infoblatt (11.03.2007): Lager, Lieder, Lebensbund. Völkische Jugendarbeit im Geiste der HJ. In: Antifaschistisches Infoblatt. Verfügbar unter: https://antifainfoblatt.de/aib74/lager-lieder-lebensbund Zuletzt geprüft: Mai 2025; Andrea Röpke (10.10.2008): Braune Parallelwelt – Ein Hintergrundbericht zur HDJ. In: Mut gegen Rechte Gewalt. Verfügbar unter: https://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/news/reportagen/hintergrundbericht-hdj-eine-reportage-von-andrea-roepke Zuletzt geprüft: Mai 2025. ↩︎
  13. Edb. ↩︎
  14. Antifaschistisches Infoblatt (11.03.2007): Lager, Lieder, Lebensbund. Völkische Jugendarbeit im Geiste der HJ. In: Antifaschistisches Infoblatt. Verfügbar unter: https://antifainfoblatt.de/aib74/lager-lieder-lebensbund
    Zuletzt geprüft: Mai 2025; Recherchekollektiv Ostwestfalen (19.12.2021): Polizei lässt tausende Verschwörungsgläubige durch Bielefeld ziehen und Neonazis proben denn Aufstand. Zum Demonstrationsgeschehen am 17.12.2021 in Bielefeld. Verfügbar unter: https://rkowl.blackblogs.org/2021/12/19/polizei-laesst-tausende-verschwoerungsglaeubige-durch-bielefeld-ziehen-und-neonazis-proben-den-aufstand-zum-demonstrationsgeschehen-am-17-12-2021-in-bielefeld/ Zuletzt geprüft: Mai 2025. ↩︎
  15. Antifaschistisches Infoblatt (11.03.2007): Lager, Lieder, Lebensbund. Völkische Jugendarbeit im Geiste der HJ. In: Antifaschistisches Infoblatt. Verfügbar unter: https://antifainfoblatt.de/aib74/lager-lieder-lebensbund Zuletzt geprüft: Mai 2025. ↩︎
  16. Andrea Röpke (10.10.2008): Braune Parallelwelt – Ein Hintergrundbericht zur HDJ. In: Mut gegen Rechte Gewalt. Verfügbar unter: https://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/news/reportagen/hintergrundbericht-hdj-eine-reportage-von-andrea-roepke Zuletzt geprüft: Mai 2025; Recherche-Nord: 10.10.2008. Berlin: Schlag gegen die »Heimattreue Deutsche Jugend«. Verfügbar unter: https://recherche-nord.com/archiv/2008.10.10.html Zuletzt geprüft: 05.2025; Recherchekollektiv Osnabrück: Juli 2006 | Sommerlager in Wilsum. Verfügbar unter: https://rkos.noblogs.org/chronik/2006-2/ Zuletzt geprüft: Mai 2025. ↩︎
  17. Recherchekollektiv Osnabrück: 26. April 2007 Hausdurchsuchungen bei Nazis. Verfügbar unter: https://rkos.noblogs.org/chronik/2007-2/ Zuletzt geprüft: Mai 2025; Pressemeldung Polizei NDS (16.08.2007): Ermittlungsgruppe „Sommercamp“ durchsucht Objekte der politischen rechtsextremen Szene; Neue Osnabrücker Zeitung (25.04.2007): Scheinhinrichtungen fotografiert. In: Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ).Verfügbar unter: https://www.noz.de/deutschland-welt/panorama/artikel/vermischtes-scheinhinrichtungen-fotografiert-24197980 Zuletzt geprüft: Mai 2025. ↩︎
  18. Andrea Röpke (10.10.2008): Braune Parallelwelt – Ein Hintergrundbericht zur HDJ. In: Mut gegen rechte Gewalt. Verfügbar unter: https://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/news/reportagen/hintergrundbericht-hdj-eine-reportage-von-andrea-roepke Zuletzt geprüft: Mai 2025. ↩︎
  19. Wolf Schmidt/ Andreas Speit (12.05.2010): Hakenkreuze im Pimpfenlager. HDJ-Mitglieder verurteilt. In: Die Tageszeitung (taz). Verfügbar unter: https://taz.de/HDJ-Mitglieder-verurteilt/!5142865/ Zuletzt geprüft: Mai 2025. ↩︎
  20. Andrea Röpke (10.10.2008): Braune Parallelwelt – Ein Hintergrundbericht zur HDJ. In: Mut gegen rechte Gewalt. Verfügbar unter: https://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/news/reportagen/hintergrundbericht-hdj-eine-reportage-von-andrea-roepke Zuletzt geprüft: Mai 2025. ↩︎
  21. Recherche-Nord: 18.02.2009 / Osnabrück: Viel Lärm um Hermann. Verfügbar unter: https://recherche-nord.com/archiv/2009.02.18.html Zuletzt geprüft: Mai 2025; Andrea Röpke (10.10.2008): Braune Parallelwelt – Ein Hintergrundbericht zur HDJ. In: Mut gegen rechte Gewalt. Verfügbar unter: https://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/news/reportagen/hintergrundbericht-hdj-eine-reportage-von-andrea-roepke Zuletzt geprüft: Mai 2025; Recherche-Nord: 04.08.2012: Neonaziaufmarsch in Bad Nenndorf. Verfügbar unter: https://www.recherche-nord.com/gallery/2012.08.04.html Zuletzt geprüft: Mai 2025. ↩︎
  22. Christian Fischer (02.02.2010): Feierliche Gründung des JN-Stützpunktes Osnabrück/ Osnabrücker Land. In: JN Osnabrück. Nicht mehr online abrufbar. ↩︎
  23. Runter von der Karte (12.12.2021): Leisnig, Völkische Siedler. In: Rechte Orte in Sachsen. Verfügbar unter: https://www.runtervonderkarte.jetzt/leisnig-voelkische-siedler/ Zuletzt geprüft: Mai 2025. ↩︎
  24. Bundeszentrale politische Bildung: IG Fahrt und Lager. In: Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Verfügbar unter: https://www.bpb.de/themen/rechtsextremismus/dossier-rechtsextremismus/500827/ig-fahrt-und-lager/ Zuletzt geprüft: Mai 2025; Andrea Röpke: HDJ im Verborgenen? In: Endstation Rechts. Verfügbar unter: https://www.endstation-rechts.de/news/hdj-im-verborgenen Zuletzt geprüft: Mai 2025. ↩︎
  25. Jörg Sanders (29.11.2011): NPD-Jugend tarnt sich als Computerclub und will Heimathaus in Glandorf anmieten. Verein erteilt Absage. In: Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ). Verfügbar unter: https://www.noz.de/lokales/glandorf/artikel/verein-erteilt-absage-npd-jugend-tarnt-sich-als-computerclub-und-will-heimathaus-in-glandorf-anmieten-24114368 Zuletzt geprüft: Mai 2025. ↩︎
  26. Antifaschistisches Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin e.V. (18.01.2013):
    Gewalt im Wahlkampf: NPD-Ordnerdienst greift Gegendemonstranten an. In: Berlin Rechtsaußen. Der Berlin-Blog vom apabiz. Verfügbar unter: https://rechtsaussen.berlin/2013/01/gewalt-im-wahlkampf-npd-ordnerdienst-greift-gegendemonstranten-an/ Zuletzt geprüft: Mai 2025. ↩︎
  27. Johannes Grunert (27.06.2022): Die „Initiative Zusammenrücken in Mitteldeutschland“. In: Antifaschistisches Infoblatt. Verfügbar unter: https://antifainfoblatt.de/aib134/die-initiative-zusammenruecken-mitteldeutschland Zuletzt geprüft: Mai 2025. ↩︎
  28. Kira Ayyadi (15.03.2022): „Zusammenrücken in Mitteldeutschland. Neonazistische Umzugshilfe von West nach Ost. In: Belltower News. Verfügbar unter: https://www.belltower.news/zusammenruecken-in-mitteldeutschland-neonazistische-umzugshilfe-von-west-nach-ost-129021/. Zuletzt geprüft: Mai 2025. ↩︎
  29. Runter von der Karte (12.12.2021): Leisnig, Völkische Siedler. In: Rechte Orte in Sachsen. Verfügbar unter: https://www.runtervonderkarte.jetzt/leisnig-voelkische-siedler/ Zuletzt geprüft: Mai 2025. ↩︎
  30. Recherche-Nord (01.05.2022). Verfügbar unter: https://x.com/recherchenorth/status/1520750428689944578 Zuletzt geprüft: Mai 2025. ↩︎
  31. Antifa Recherche Team Dresden (09.03.2023): Und wie üblich grüßt das jährliche Murmeltier. Rückblick auf den 11. und 13. Februar 2023. Verfügbar unter: https://naziwatchdd.noblogs.org/post/2023/03/09/und-wie-ueblich-gruesst-das-jaehrliche-murmeltier/ Zuletzt geprüft: Mai 2025. ↩︎
  32. RTL: Reporterin eingeschleust bei jugendlichen Neonazis. Verfügbar unter: https://youtu.be/Y-rTTy54-jY?si=PxvSVpql_afbYUCN Zuletzt geprüft: Mai 2025. ↩︎

„Königreich Deutschland“ – Reichsbürger im Raum Osnabrück

Seit 2022 finden in Hasbergen nahe Osnabrück regelmäßig Wanderungen statt, die von einer Vorfeldorganisation des Königreich Deutschland (KRD) veranstaltet werden. Die Recherche Nord hat einige dieser Wanderungen dokumentiert und veröffentlicht. Hier findet sich nun eine Auswahl dieser Aufnahmen. Es handelt sich um die sogenannte „Regionalstelle Münster/Osnabrück“ der Vorfeldorganisation „Leucht-Turm“. Die Wanderungen, die über Telegram beworben werden, dienen dazu, Menschen für das Königreich Deutschland zu gewinnen und diese an sich zu binden, auch Kinder waren bei den Wanderungen anwesend.

KRD Wanderung in Hasbergen am 14.10.23

KRD Wanderung in Hasbergen am 17.12.23

Fotos: recherche-nord

Reichsbürger-Szene im Raum Osnabrück

Die Reichsbürger-Szene spielt auch im Raum Osnabrück bereits seit Jahren eine Rolle. Im Juni 2022 fand im Kloster Malgarten in Bramsche beispielsweise eine Veranstaltung des KRD statt.
Diese Veranstaltung blieb jedoch nicht unwidersprochen, dort ansässige Bewohner*innen protestierten gegen die Veranstaltung.

Immer wieder gerät die Reichsbürger-Szene medial in den Fokus. Diverse Berichte der letzten Jahre befassen sich mit Reichsbürger*innen, die etwa bei Behörden auffallen oder sich weigern, Steuern zu zahlen.  Auch die Razzia in Espelkamp bei einem mutmaßlichen Anhänger der Reichsbürger-Szene im Juni 2024, bei der neben Marihuana-Pflanzen auch Waffen und rund 900 Schuss Munition entdeckt wurden, sorgte für Aufsehen.

Reichsbürger-Wanderungen in Hasbergen

Die Organisator*innen der dokumentierten Wanderungen waren Holger Wiese und Britta Vogelberg. Holger Wiese war bis vor einigen Jahren Inhaber einer Kampfsportschule in Düsseldorf. Im Impressum auf der noch existierenden Website sind der Name Holger Wiese und eine Adresse aus Wallenhorst angegeben.

Britta Vogelberg und Holger Wiese – Foto: recherche-nord

Die Kampfsportschule wird laut der Recherche Nord seit der Corona-Pandemie jedoch von einem ehemaligen Schüler von Wiese, Kevin Mender, unter anderem Namen weiter betrieben. Es besteht auch hier ein direkter Zusammenhang zum „Königreich Deutschland“ – auf der Website findet sich der Vermerk „Für An- und Zugehörige im KRD“, als Hauptsitz ist das „Königreich Deutschland“ angegeben. Im Mai urteilte das Oberlandesgericht, dass dies nicht zulässig sei.
Holger Wiese tritt außerdem als Redner für das KRD auf, er gibt etwa Seminare zum Thema „Systemausstieg“. Seminare des Königreich Deutschland wurden in der Vergangenheit auch im Raum Osnabrück bei Telegram und auf den Websites beworben.

 

Britta Vogelberg trat bei der Partei „Die Basis“ in Bremen in Erscheinung, sie war dort 2021 zur Vorsitzenden gewählt worden, nahm diese Funktion jedoch nur für kurze Zeit wahr. Sie organisiert nun Veranstaltungen für die Gruppe“Leucht-Turm“ und wird als KRD-Vortragsrednerin geführt.

Auffällig ist, dass bei den dokumentierten Wanderungen in Hasbergen auch Kinder und ein Säugling anwesend waren. In der Reichsbürger-Szene spielt die Indoktrination von Kindern grundsätzlich eine große Rolle. Der Bayrische Rundfunk hat vor kurzem eine Recherche zu diesem Thema veröffentlicht. Laut BR seien auch dem Landesamt für Verfassungsschutz in Niedersachsen Fälle bekannt, in denen Reichsbürger*innen sich der Ausstellung von Geburtsdokumenten für ihre Kinder entziehen wollten.
Immer wieder kommt es bundesweit zu Fällen, in denen Reichsbürger*innen versuchen, die Schulpflicht für ihre Kinder zu umgehen. In den sektenähnlichen Strukturen findet bewusst eine Abschottung der Kinder statt, wodurch das Kindeswohl gefährdet wird, wenn Kinder isoliert und womöglich sogar ohne Staatsangehörigkeit oder Krankenversicherung aufwachsen.

Die dokumentierten Wanderungen in Hasbergen starteten am Wanderparkplatz „Roter Berg“. Es nahmen zuletzt 10-20 Personen teil, die Stimmung unter denn Teilnehmer*innen wirkt sichtlich vertraut. Seit der letzten Wanderung am 30. Juni 2024 sollen die Wanderungen nun künftig an jedem letzten Sonntag im Monat stattfinden, für den Juli wird eine Wanderung in Damme über Telegram beworben.

Auf den Bildern der Recherche Nord ist auch ein Mann zu erkennen, der sich als langjähriger Inhaber eines Spielwarengeschäfts in Bramsche lokal einen Namen machte. Bernd T. war Vorsitzender des „Fördervereins Freundliches Bramsche e.V.“ und wird dort aktuell laut Website als Ehrenvorsitzender geführt. Auch die NOZ berichtete in der Vergangenheit über ihn und sein Engagement.

Bernd T. – Foto: recherche-nord

Alle Bilder der Recherche Nord zu den Wanderungen in Hasbergen finden sich hier.

Auch für den Raum Hamburg gab es beim „Hamburger Bündnis gegen rechts“ jüngst eine umfangreiche Recherche-Veröffentlichung zum Königreich Deutschland und dortigen Wanderungen und Seminaren.

 

AfD-Stammtisch im PontosPark Osnabrück

AfD erneut im PontosPark Osnabrück

Am 14. Juni 2023 veranstaltete der Ortsverband Osnabrück-Stadt der Alternative für Deutschland ihren sogenannten Infoabend im Restaurant PontosPark Osnabrück. Es fanden in diesem Jahr schon mehrfach Veranstaltungen der AfD Osnabrück im PontosPark statt.

Bereits 2018 wurde darauf aufmerksam gemacht, dass die AfD im PontosPark Veranstaltungen abhält. Nachdem die Information publik wurde und das Restaurant dadurch öffentliche Kritik erhielt, fanden dort keine weiteren Veranstaltungen mehr statt. Die AfD gefiel sich daraufhin in einer Opferrolle und beklagte, keine Räume für ihre Veranstaltungen mehr zu bekommen. Als Folge organisierte sie öffentliche Stammtische in Osnabrück, die mit einem breiten Gegenprotest beantwortet wurden.

Nun ist offensichtlich, dass die AfD im PontosPark erneut Veranstaltungen organisieren kann. Auf Facebook teilt sie Einladungen zu ihrem 3. Infoabend mit einem Bild, auf dem Gastredner Thorsten Moriße und Florian Meyer in Räumlichkeiten des PontosPark inklusive AfD Aufsteller zu sehen sind.

 

 

Im Folgenden werden Teilnehmer*innen des Infoabends dokumentiert.

Zu Klaas Meyer und weiteren Mitgliedern der AfD Osnabrück gab es bereits eine Veröffentlichung. Klaas Meyer ist mittlerweile stellvertretender Kreisverbandsvorsitzender in Osnabrück und weiterhin Schriftführer des Ortsverbandes Osnabrücker Land-Nord.
Zu weiteren Mitgliedern, u.a. Jens Baumann, finden sich hier weitere Informationen und Einschätzungen.

 

AfD OS im Wahlkampfmodus zur LTW 2022

In den vergangenen Tagen erschienen einige Artikel in der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ), die sich größtenteils unkritisch mit den Kandidaten der AfD Osnabrück beschäftigen. Diesen boten die Darstellungen eine gute Wahlkampf-Plattform. Wir möchten an dieser Stelle speziell zwei Sachverhalte herausstellen, die unserer Meinung nach berichtenswert sind und die AfD Osnabrück als das darstellen, was sie sind: Eine Partei der extremen Rechten.

1. Marcel Queckemeyer – ein Faschistenfreund

Anfang 2021 hat Marcel Queckemeyers Bestreben nach Parteikarriere so richtig Fahrt aufgenommen. Er versucht erfolgreich, sich auf Landesebene unentbehrlich zu machen. Bereits im August 2020 war Queckemeyer auf AfD-Veranstaltungen unterwegs und traf dort auf dem Sommerfest des AfD-Kreisverbandes Northeim auf Björn Höcke. Von diesem ist er so angetan, dass er sich direkt mit ihm ablichten lässt und dies am 23.08.2020 auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht. Mittlerweile ist dieses Foto dort nicht mehr zu finden. Davon distanziert hat er sich nie.

Marcel Queckemeyer und Björn Höcke Arm in Arm
Queckemeyer mit Höcke Bildquelle: Marcel Queckemeyer Facebook (nicht mehr online)

Bezüglich Corona ließ er sich von den Stimmungsschwankungen der AfD mitziehen. Aus dem Motto „Corona gemeinsam meistern – wir bleiben zuhause!“ auf seinem Facebook-Profilbild wurde ganz schnell ein „Lockdown-Wahnsinn beenden – Freiheit für unser Land“ und eine mehrfache Durchführung von AfD-Kundgebungen gegen Corona-Maßnahmen in Hannover.

2. Die Fortführung der Jungen Alternative (JA) Niedersachsen

Die Jugendorganisation der AfD, die Junge Alternative (JA) Niedersachsen war 2018 aufgelöst worden, nachdem eine Beobachtung durch den Verfassungsschutz öffentlich geworden war. Dies geschah durch den Bundesverband der JA auf einem JA-Bundeskongress in Barsinghausen.

Im April 2021 wurde die JA Niedersachsen vom AfD-Landesverband gegründet und unter der Führung von Rebecca Seidler und mit Beteiligung des Osnabrückers Adrian Maxhuni ein neuer Vorstand gewählt.

Nun wurde am 28.05.2022 auf dem AfD-Landesparteitag in Hannover beschlossen, dass der Landesverband der Mutterpartei die JA-Neugründung nicht anerkennt. Maxhuni warf dem Initiator Klaus Wichmann (MdL) vor, er mache die JA Niedersachsen für die Beobachtung des AfD Landesverbands Niedersachsen durch den VS verantwortlich.

Diese Loslösung bzw. Nicht-Anerkennung der JA Niedersachsen scheint allerdings den AfD-Kreisverband Osnabrück um Marcel Queckemeyer und Adrian Maxhuni in keinster Weise daran zu hindern, dessen Tätigkeiten ungehindert fortzuführen. Man könnte also meinen, dass sie sich über den Beschluss auf dem Landesparteitag hinwegsetzen und die Aktivitäten ungehindert fortführen wollen.
Dies zeigt sich unter anderem darin, dass unter Federführung von Maxhuni und Queckemeyer zahlreiche Veranstaltungen unter dem JA-Label stattfinden, wobei manchmal schwierig zu trennen ist, ob die Veranstaltung jetzt von der AfD oder der JA durchgeführt wird. Queckemeyer macht sich den Jugendverband aber für seinen eigenen Wahlkampf reichlich zunutze. Unter Ankündigung eines „JA-Wahlkampfwochenendes in Niedersachsen“ lädt er nach Osnabrück ein und ködert mit einem Vortrag von Maximilian Krah (MdEP) am Freitag Abend und einem Grillbüffet am Samstag Abend, was vom „von der JA unterstützten Direktkandidaten“ und „Fördermitglied der JA“, Marcel Queckemeyer, höchstpersönlich ausgerichtet wird. Tagsüber sollen dann in Kleingruppen Wahlplakate aufgehangen und Flyer verteilt werden.

Eine Auflistung weiterer Artikel zur Osnabrücker AfD:

Einfluss evangelikaler Christen bei der AfD Osnabrück: https://aaos.noblogs.org/post/2021/09/06/1493/#more-1493
Artikel u.a. zu Tanja Bojani: https://epos.blackblogs.org/2020/11/11/recherche-zu-tanja-bojani-und-dirk-fruehauf/
AfD Osnabrück: Regional und überregional an verschwörungsideologischen VA beteiligt: https://rkos.noblogs.org/post/2022/05/09/afd-osnabrueck-regional-und-ueberregional-an-verschwoerungsideologischen-veranstaltungen-beteiligt/
Freikirchen in Osnabrück als Schaubühnen für rechte Politik: https://rkos.noblogs.org/post/2021/11/27/afd-und-neue-generation-osnabrueck-vereint-in-rechter-politik/
AfD-Osnabrück: Rechte Partei, rechte Mitglieder: https://rkos.noblogs.org/post/2021/09/08/die-afd-osnabrueck-rechte-partei-rechte-mitglieder/

Von Hitlergruß bis Christen im Widerstand: ein Festival der „Demokratie“ am 18.06.2022

Ein Rückblick auf das aus Corona-Leugner:innen-Kreisen organisierte Mega-Event am 18.06.2022 – welches dann doch nicht so mega wurde.

Zum 18.06.2022 organisierten die Corona-Leugner:innen und Verschwöhrungsanhänger:innen rund um die Telegram-Gruppe „Grundrechte Osnabrück“ (2500 Mitglieder, Stand 06.Juli 2022) ein Groß-Event: Es sollte mal etwas anderes werden, neben der wöchentlichen Selbstbespaßung, auch als „Demonstration um den Wall“ bekannt. Die Organisator:innen sind die gleichen wie seit einigen Monaten, man merkt aber offensichtlich, dass diese wöchentlichen Aktionen nicht mehr wirklich zünden.
Dem sollte nun ein neues, größeres Konzept Abhilfe schaffen: Zusätzlich zu dem Spaziergang um die Innenstadt wurden überregionale Strukturen nachdrücklich eingeladen und verschwörungsideologische „Szene-Acts“ für einen Auftritt gewonnen. Ob es jetzt ein Straßenfest, eine Kundgebung oder eine Demonstration werden sollte, stand lange nicht fest. Die NOZ berichtete (Bezahlschranke).

Wir möchten uns die Veranstaltung und ihre Teilnehmer:innen rückblickend noch einmal genauer anschauen:

Grundsätzlich bestand die Menge der Teilnehmer:innen aus einem Sammelsurium aus dem, was die verschwörungsideologische Szene gerade so zu bieten hat. Mit 600 teilnehmenden Personen blieb die Veranstaltung deutlich unter den erhofften 2000-3000.

Mann mit großer Deutschlandflagge.
Es waren, neben anderen, wahllos wirkenden Nationalflaggen, auch vielfach überdimensionierte Deutschlandflaggen zu sehen.

Einer der Teilnehmer zeigte während der Veranstaltung unübersehbar und ungehindert einen Hitlergruß – eine strafrechtliche Verfolgung ist uns bisher nicht bekannt.

An der Veranstaltung nahm außerdem ein Pärchen teil, was eindeutig völkische Runen und andere germanische Symbole als Tattoos präsentierte:

Einige der Teilnehmer:innen waren extra aus umliegenden Regionen angereist:

Drei besonders auffällige Teilnehmer der Demonstration:

Weitere Teilnehmer:innen zeigten ihre Ideologie und ihren Verschwörungsglauben durch überwiegend selbstgebastelte Plakate.

Weitere bereits bekannte, regelmäßige Teilnehmer:innen der Demonstrationen:

Einige Teilnehmer:innen zeigten zudem ihre Zugehörigkeit zu „Die Basis“, „Christen im Widerstand“, „Studenten stehen auf“, der AfD u.a.

Die Veranstaltung war zwar besser besucht als die Demonstrationen die Wochen und Monate vorher, als Erfolg kann das Ganze aber trotzdem nicht verbucht werden. Trotz massiver externer Anreise konnten die erwartete Teilnehmer:innenzahl nicht erreicht werden. Diejenigen aber, die dafür teilweise extra aus den umliegenden Regionen angereist waren, zeigten ihren Hang zu Verschwörungsideologien, rechten Positionen und ihre Offenheit für Neonazi-Symbolik und -Gesten mehr als deutlich. In Osnabrück hat sich wieder deutlich gezeigt, was wohl als „rechtsoffene Mischszene“ bezeichnet werden kann.

Querdenker in Osnabrück: Hand in Hand mit Nazis und Faschisten

Seit November 2021 demonstrieren Querdenker*innen erneut in Osnabrück, teilweise mit einem Mobilisierungspotential von über 2000 Personen. Grund genug, einen genaueren Blick auf Teilnehmer*innen und Inhalte zu werfen.

In und um Osnabrück existieren zahlreiche Telegramkanäle, in denen meist die selben unzähligen Weiterleitungen fragwürdiger Thesen zur Coronapandemie und weiterer Verschwörungserzählungen kursieren. Zentrales Sammelbecken für die Stadt Osnabrück ist der Kanal „GRUNDRECHTE OSNABRUECK“. Hier rufen Initiator*innen regelmäßig zu Demonstrationen und Spaziergängen auf, während Beiträge mit Verschwörungserzählungen rund um die Coronapandemie überwiegen.

Im Anschluss an die Demonstration vom 08. Januar ’22 machte ein Mitglied auf einen Teilnehmer aufmerksam, der eine Weste der Band „Sons Of Odin“ trägt. Bei dieser Band handelt es sich um eine eindeutige Neonazi Band von Blood & Honour Mitgliedern. Darauf wird im Kanal sogar hingewiesen, mit einem (seriösen) Link von Belltower News. Auf dem Bild nur eingerollt zu sehen: Eine Fahne, auf der in Frakturschrift die Worte „Widerstand lässt sich nicht verbieten“ geschrieben stehen.
Darauf die Reaktion von Igor Stravinsky, einer der Führungspersonen der Querdenkerszene in Osnabrück, gleichzeitig Anmelder besagter Demonstration: „Auch schwere Jungs“ dürften demonstrieren. Zu Beginn wurde lediglich gebeten, die Fahne mit Frakturschrift einzurollen, vermutlich um Bilder wie nach der letzten Demonstration zu vermeiden, bei der Teilnehmer*innen ein Banner in Frakturschrift vor der Demo trugen. Hinter dem Pseudonym „Igor Stravinsky“ verbirgt sich Peter zur Linde aus Lemförde. Zur Linde organisiert seit Beginn der Querdenken Proteste maßgeblich entsprechende Veranstaltungen in Osnabrück und ist sich offensichtlich nicht zu schade, offen mit Nazis zu demonstrieren.

Besonders interessant ist ein Blick auf die Person, die Anstoß der kleinen Diskussion war: Jan Barkey. Er meldet sich schließlich selbst in der Telegramgruppe zu Wort:

Nach einem Blick auf Barkeys Facebookprofil klingt seine Aussage in der Telegramgruppe noch zweifelhafter als ohnehin schon. Barkey outet sich als Anhänger der „Oskars Osnabrück“, einer NPD nahen, rechtsradikalen Jugendorganisation aus dem Raum Osnabrück/Emsland/OWL.

Überschneidungen mit der radikalen Rechten hören bei Barkey noch nicht auf. Weiterhin fleißige Teilnehmer: Timo Schirmeister und Umfeld. Außerdem dabei: Marvin Ehrlichmann, ein Holocaustleugner und Nazi.

In Osnabrück ist mit weiteren Demonstrationen von Coronaleugner*innen und anderen Verschwörungsideolog*innen zu rechnen. Die Teilnahme von Neonazis wird durch den Umgang im Telegram Kanal aktiv akzeptiert.

Marvin Ehrlichmann – kein Einzelgänger

Der 28jährige Marvin Ehrlichmann aus Belm fiel im  Sommer 2020 auf, als er mit einem selbstgebastelten Pappschild durch die Osnabrücker Fußgängerzone lief. Auf seinem Schild stand „Redefreiheit für Holocaustrevisionisten“ – eine bedenkliche Forderung, die er durch das Unterschreiben einer Online-Petition zur Freilassung von Ursula Haverbeck unterstreicht. Diese saß zu dem Zeitpunkt wegen Holocaust Leugnung im Gefängnis.

Marvin Ehrlichmann 2020 in der Osnabrücker Fußgängerzone.

Diese Schilder-Aktion wiederholte er – mal alleine, mal mit Begleitung. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück wurde aufmerksam und stellte daraufhin fest, dass hierdurch kein Straftatbestand erfüllt sei.

Im Mai 2021 machte Ehrlichmann erneut, diesmal im universitären Kontext, auf sich aufmerksam. Mittlerweile ist er Student der Universität Osnabrück am Fachbereich Mathematik/Informatik und nutzt seine Möglichkeit, Einträge am digitalen schwarzen Brett der Uni vornehmen zu können:

Unter seinem Klarnamen wollte Ehrlichmann, ganz im Sinne der fehlgeleiteten Forderung, alles sagen zu dürfen, einen „Mein Kampf“-Lesekreis ins Leben rufen. Seine Ausführungen dazu waren teilweise schwer nachzuvollziehen und lassen ihn irgendwo zwischen christlichem Fundamentalisten, Reichsbürger, Neonazi und Holocaustleugner verorten.

Aufgrund dessen wurde Anzeige gegen Ehrlichmann gestellt – er hatte zur Einladung zum Lesekreis einen Link beigefügt, unter der man eine (unkommentierte) Ausgabe des Buches aus dem Jahr 1943 herunterladen konnte. Der Anzeige folgte ein Strafbefehl, gegen den Ehrlichmann Einspruch einlegte.

Bei der darauffolgenden Verhandlung machte er seine Gesinnung noch einmal sehr deutlich: er unterbrach bereits die Verlesung der Anklageschrift und trug eigene, sehr bedenkliche Ausführungen vor. Dann verließ er freiwillig den Gerichtssaal. Die Verhandlung war nach kurzer Zeit beendet und wird so gewertet, als wäre der Angeklagte nie aufgetaucht.

Ehrlichmann hatte einen Tonfall gewählt, welcher stark an die Sprechweise von Hitler in dessen Reden erinnerte – und Inhalte verbreitet, welche dem Neonazi- und Reichsbürger-Spektrum zugeordnet werden können. Sein vorangegangener Schriftverkehr mit dem Gericht hatte dazu geführt, dass am Verhandlungstag erhöhte Sicherheitsmaßnahmen in Kraft traten, wie die NOZ berichtete.

Ist Marvin Ehrlichmann nun eine verwirrte, vielleicht gefährliche Einzelperson?

Dies entspricht nicht der Realität, denn bereits im September 2020 war er auf einem völkisch-neonazistischen Erntefest in Eschede zugegen, das federführend von der JN, der Jugendorganisation der NPD, organisiert wurde und an dem führende Aktivist:innen der niedersächsischen Neonazi-Szene teilnahmen.

Ehrlichmann auf dem Erntefest der JN im September 2020 in Eschede (Quelle: Recherche Nord)

Eine Fotodokumentation der Demonstration und des anschließenden Erntefestes findet sich hier: https://recherche-nord.com/gallery/2020.09.26.html

Im September 2021 trat Marvin Ehrlichmann zudem bei den Wahlen zum Kreistag in Osnabrück als Kandidat für das Freie Osnabrücker Bündnis (FOB) an, welches bereits in der Vergangenheit als Tarnorganisation der NPD in Erscheinung trat.

Es bleibt zu vermuten, dass Ehrlichmann darüber hinaus gut in die niedersächsische Neonaziszene vernetzt ist.

Zudem trat Ehrlichmann seit 2021 mehrfach im Rahmen der Osnabrücker Pandemieleugner:innen-Proteste auf, zuletzt am 3. Januar 2022.

 

So sicher wie das Amen in der Kirche – Freikirchen als Schaubühnen für rechte Politik!

Das was bisher nur vermutet wurde, aber offensichtlich war, ist nun bestätigte Realität.
Der Einfluss der evangelikalen Christen innerhalb der AfD (wir berichteten) ist keine Einbahnstraße sondern geht in beide Richtungen. Paul Hampel (AfD Niedersachsen) macht Wahlkampf vom Altar einer evangelikaler Freikirche in Osnabrück.

Freikirchen sind in Osnabrück sehr präsent. Größte Aufmerksamkeit erhielt die ‚Lebensquelle‘ im Jahr 2013 als sie, geführt durch die ihnen nahestehende Zion GmbH, für mehrere Millionen Euro die Industriefläche des alten Güterbahnhofs kaufte um dort einen Tempel samt Gemeindehäuser für einen Jugendtreff und einem Gesundheitszentrum zu errichten. Eine lokalpolitische Posse die erst in diesem Jahr ein vorläufiges Ende nahm. Die Lebensquelle rückte sich ins Stadtgespräch und immer mehr dunkle Seiten der Freikirche wurden öffentlich. So deckte eine Dokumentation von Marcel Trocoli Castro sektenähnliche Strukturen auf wie sie im Vorfeld nur vermutet wurde. Trocoli Castro sprach mit mehreren Aussteiger_innen und Menschen die mittels „Heilung“ ihrer sexuellen Orientierung entmachtet werden sollten. Ein Pastor der Lebenquelle ist Waldemar Herdt, der 2017 über die Landesliste der AfD in den Bundestag einzog und sich vor allem in Osteuropa und Russland einen Namen machte.

Mit der Kommunal- und Bundestagswahl 2021 stieg noch eine weitere Freikirche in den politischen Wahlkampf der AfD ein. Die „Neue Generation Osnabrück“ (NGO).
„Zukunftsorientiert, zeitgemäß, modern“, so beschreibt die Neue Generation sich auf ihrer Webpräsenz selbst. Bei der NGO handelt es sich um eine evangelische Freikirche und Pfingstgemeinde, laut Impressum ist der Hauptsitz in Triangel im niedersächsischen Gifhorn. Weniger zeitgemäß liest sich die Rubrik „Unser Glaube“ auf der Website. Neben verschiedensten Bibelzitaten findet sich auch folgendes: „Wir glauben an ein Ewiges Gericht, das auf alle die wartet, die sich der Liebe Gottes verweigert haben.“ [sic]
So weit so schlecht. Nach Waldemar Herdt tritt ein weiterer Akteur einer Freikirche politisch in Erscheinung: Roland Lapinskas, stellvertretender Vorsitzender der AfD Osnabrück sowie Kandidat für den Bundestag im Landkreis Osnabrück. Lapinskas trat u.a. am 13. Januar im Livestream des Gottesdienst der NGO gemeinsam mit seiner Ehefrau auf. Lapinskas fleht den heiligen Geist auf Deutsch an, während seine Ehefrau auf Russisch übersetzt.

Ebenso wenig zeitgemäß, wie eigentlich alles in Freikirchen, war ein Vortrag, mitten im Wahlkampf von Armin Paul Hampel, der im September in den Räumlichkeiten der Neuen Generation Osnabrück stattfand um für Stimmen seiner Partei zu werben.

Hampel war von 2013 bis 2018 der Landesvorsitzende der AfD Niedersachsen. Außerdem war er von 2017 bis 2021 Mitglied des Bundestages für die AfD und steht dem s.g. Höcke-Lager nahe. Auf seiner Facebookseite machte er, nachträglich, am 10. September auf einen „Vortrag beim dynamischen Kreisverband Osnabrück mit anschließender Probefahrt“ aufmerksam. Dazu liefert er Bilder der Veranstaltung. Zu sehen sind Hampel auf der Bühne der Neuen Generation Osnabrück sowie im Vorraum gemeinsam mit Ingo Barkau, dem Schatzmeister der AfD Kreisverband Osnabrück Stadt. Barkau gefallen bei Facebook Seiten wie „Keine weiteren Asylantenheime in Deutschland“ und „Bürger für Hans-Georg Maaßen“ und andere.

Damit nicht genug. Erstmals hat die AfD Osnabrück einen Sitz im Osnabrücker Stadtrat erzielt. Besetzt wird dieser mit dem Phantom Viktor Jersch. Jersch ist absoluter Politikneuling und erst Anfang des Jahres überhaupt in die AfD eingetreten. Jersch ist Mitglied der NGO Gemeinde. Eben in dieser Gemeinde, in der Hampel vom Rednerpult Stimmung gemacht hat. Die deutliche Stimmenmehrheit, gegenüber anderen AfD Kandidat_innen, kommen aus dem Wahlbezirk 7 in der die NGO ihr Gotteshaus hat. Jersch ist 53 Jahre alt, Unternehmer mit eigenem Supermarkt für russische Lebensmittel an der Wersener Straße. Ein offenes Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung lehnt er aus Misstrauen gegenüber den Medien ab. 

Der Erfolg der AfD in Osnabrück, wäre ohne die Unterstützung aus dem freikirchlichem Milieu, vermutlich nicht zustande gekommen. Die aufgezählten Freikirchen in Osnabrück sind mehr als nur eine Glaubensgemeinschaft leicht unterhalb der gesellschaftlichen Wahrnehmung; Sie bieten eine Plattform für die menschenverachtende Politik der AfD und gehören als solche wahr genommen.

Timo Schirmeister und Rebecca B. – altbekannte Nazis bei Osnabrücker Coronaleugner*innen

Timo Schirmeister ist kein Neuling im Osnabrücker Land. Der aus Bissendorf stammende Rechtsrockfan war vor allem in den 00er Jahren aktiver Neonazi in Osnabrück und darüber hinaus. Seitdem war es ruhig um ihn und seine langjährige Partnerin Rebecca „Becci“ B. geworden. Bis die beiden in der zweiten Hälfte des letzten Jahres (2020) bei den Osnabrücker Coronaprotesten und in den zugehörigen Telegram-Gruppen auftauchten.

2006 war Timo Schirmeister an der Produktion einer Rechtsrock-DVD beteiligt, die unter dem Label „Streetfighting Crew Production“ vertrieben wurde. Hierbei sind Mitschnitte eines Konzertes im Februar 2006 in Greven (Kreis Steinfurt) verwendet worden. Der Name des Labels ist angelehnt an die Dortmunder Neonazi-Band „Oidoxie“, die sich zum Combat 18 Netzwerk zählt. Die „Oidoxie Streetfighting Crew“ ist eine Gruppierung, die unter anderem für den Saalschutz bei „Oidoxie“ Konzerten verantwortlich ist. Auf der CD sind auch die Band „Cherusker“ aus dem Kreis Osnabrück, „HKL“ (Hauptkampflinie), „Extressiv“ und „Words of Anger“ zu sehen. Zu „Cherusker“-Sänger Christian Nitsch pflegte Schirmeister engeren Kontakt. Ein mutmaßliches Mitglied der Oidoxie Streetfighting Crew, Robin Schmiemann, enger Brieffreund von Beate Zschäpe, wurde Anfang März 2016 vor dem NSU-Untersuchungsausschuss in Düsseldorf angehört.

Zur Rechtsrock DVD:

„Auf dem Bildmaterial sind mehrfach Personen zu erkennen, die den Faschistischen Gruß zeigen, was für den Produzenten gleich ein doppeltes Nachspiel hat. Zum einen wurde ihm gedroht die DVD weiterhin zu vertreiben und alle potentiellen KäuferInnen aufgefordert selbige zu boykottieren, da die Personen, welche dort strafbare Handlungen begehen, Angst vor den Konsequenzen haben. Zum anderen wurden von der Staatsanwaltschaft Ermittlungsverfahren gegen den Produzenten und einen weiteren Verkäufer der DVD eingeleitet, da sie ein Medium mit strafrechtlichem Inhalt vertreiben. Mit dem Erlös der Disc ein eigenes Rechtsrocklabel aufzubauen, wie vorher geplant, wird jetzt vorerst wohl nicht klappen.“ (AAOS, 2007: Die extreme Rechte in der Region Osnabrück)

Schirmeisters Vorliebe für Neonazi-Musik findet sich außerdem darin wieder, dass bei einem Kundendaten-Leak von ‚Opos Records‘ aus dem Jahr 2015 sein Name mehrfach auftaucht. Opos Records vertreibt vor allem Rechtsrock, NS-Hardcore, NS-Black Metal und NS Metal.
Schirmeister gehört außerdem zum weiteren Umfeld der Amsivaren, einer Neonazi-Gruppierung, deren Name auf den Song „Land der Amsivaren“ der Band „Gigi und die braunen Stadtmusikanten“ zurückgeht.

Schirmeister (2.v.l.) mit Personen aus dem Umfeld der Amsivaren, u.a. „Agitator“ (rechts)

Das Timo Schirmeister und Rebecca B. auch weiterhin in der Rechtsrock Szene unterwegs sind wird auf Bildern bei Recherche-Nord deutlich, die ihre Teilnahme an einem Nazirock-Konzert am 24.02.2018 in Lingen (Emsland) zeigen. Als Hauptorganisator des Konzertes gilt der Neonazi Andre Lüken aus Lingen. Mit seiner Gruppe, den Amsivaren, trat Lüken bereits bei verschiedenen Aktionen in Erscheinung (u.a. 2018 Haverbeck Neonaziaufmarsch Bielefeld; 2019 HolocaustleugnerInnen Haverbeck Demo in Bielefeld). Gemeinsam mit weiteren Neonazis sind Timo Schirmeister und Rebecca B. während der Vorbereitungen des Konzertes als Teil des Organisator*innenkreises zu sehen.

Timo Schirmeister war am 1.Mai 2007 in Vechta auf einer Demonstration der NPD Niedersachsen, die den Auftakt zum Bundeswahlkampf 2008 darstellen sollte.

Schirmeister (Mitte) am 1.Mai 2007 auf einer NPD Demo in Vechta

Wenn man ihrem gemeinsamen Facebook-Profil ‚Timo Becci Osna‘ mit dem Zusatz „<3 Heimat,Liebe,Tradition <3“ glaubt, sind Timo Schirmeister und Rebecca B. mittlerweile verlobt. Bei Facebook haben die beiden diverse Seiten aus dem gesamten rechten Spektrum geliked – darunter den Kopp-Verlag, rechte Musiker*innen und Bands, Seiten der NPD, den Verein für germanisches Heidentum ebenso wie den „Verlag Deutsche Militärzeitschrift“ und „Die Wehrmacht und ihre Technik unzensiert“. Zusätzlich dazu findet sich auf ihrer Like-Liste jede Menge Impfgegner*innen- und Verschwörungscontent, ebenso wie Gruppen und Seiten der aktuellen Coronaleugner*innenbewegung wie „Wolfgang Wodarg“ und „Klagepaten“.

-Aktuell-
Am 17.10.2020 sind Timo und Rebecca wieder in Erscheinung getreten – bei einer Veranstaltung der Bürgerbewegung Osnabrück, dem Osnabrücker Querdenken-Ableger, am Hauptbahnhof Osnabrück. In Begleitung waren sie dabei unter anderem von Kai und Stefanie Berger, einem seit vielen Jahren aktiven Neonazi-Paar aus Bünde, bei dem im Juni 2020 eine Hausdurchsuchung wegen Holocaust-Leugnung durchgeführt wurde. Weitere Begleiter an diesem Tag können außerdem aufgrund von Tattoos, Kleidung und Besuchen bei vergangenen AfD-Veranstaltungen dem rechten Spektrum zugeordnet werden.
Bei der Kundgebung hatten sie eigens zwei Banner mitgebracht, mit den Aufschriften „Hände weg von unseren Kindern“, „Maskenzwang=Kindesmissbrauch“ und „Diese ‚Pandemie‘ ist ein Fehlalarm“.

Bei dem Besuch einer weiteren Kundgebung der Bürgerbewegung Osnabrück am 31.10.2020 lauschten sie unter anderem den geladenen Rednern Anselm Lenz und Hermann Ploppa. Offensichtlich erbost über die herrschende Maskenpflicht auf dem Bahnhofsvorplatz, war Schirmeister diesmal mit einer Darth Vader Maske unterwegs, während Rebecca B. eine Guy Fawkes Maske trug. Ein weiterer Begleiter an diesem Tag, der auch am 17.10. anwesend war, trug hier eine Gasmaske.

In der virtuellen Welt der lokalen Pandemieleugner*innen und Verschwörungsideolog*innen Osnabrücks sind Timo und Rebecca ebenfalls aufgetaucht. Als „Timo Osnabrück“ und „Becci B.“ sind beide eine Zeit lang in den Telegram-Gruppen der Bürgerbewegung Osnabrück aktiv gewesen, die teilweise über 300 Gruppenmitglieder hatte. Hier wurden von ihnen unter anderem Angebote zur finanziellen Unterstützung von Flyerdruck und anderen Materialien gemacht, außerdem ist Rebecca B. sehr aktiv in der Telegram-Gruppe „Eltern stehen auf Osnabrück“ und nimmt dort als Admin eine zentrale Rolle ein.

Schirmeister hatte lange Zeit bei Telegram ein Profilbild, auf dem er mit der verurteilten Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck zu sehen war. Die Profilbilder von Rebecca B. waren unter anderem von germanischen Runen mit rechtsextremem Bezug geschmückt. Beide haben diese eindeutig als rechtsradikal einzuordnenden Profilbilder mittlerweile entfernt.

Auch in Osnabrück zeigt sich eine Verflechtung von Anti-Corona-Protesten und Neonazis. Die langjährigen rechten Aktivist*innen tauchen hier als bürgerlich-besorgte Teilnehmer*innen bei Kundgebungen und in Querdenkengruppen auf.